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Archiv-Artikel

Fuckparade

Ohne Motto mit Inhalten und viel Sound

Von MJ
Kundgebung ab 14 Uhr und Demo ab 15 Uhr, Reinhardtstraße; Abschlußkundgebung etwa 19 Uhr, Schloßplatz. Weitere Infos: www.fuckparade.org

Benedikt Lux von den Grünen tut es, Stefanie Gras vom Tuntenhaus und auch Dr. Motte: 15 Redebeiträge auf zwei Kundgebungen, Transparente und ein vierseitiger Kommentar zum Streckenverlauf geben der Fuckparade so viel politische Ausrichtung wie noch nie. Trotzdem geht für das Netzwerk der Kampf um den Demostatus weiter. Kann Musik, die viele noch nicht mal als solche empfinden, die den Beteiligten aber neben Spaß auch ein Zusammenhaltsgefühl suggeriert, tatsächlich politische Arbeit verhindern? Selbst der Fuckparade-Sampler, der ausschließlich mit Gema-freier Musik bestückt ist, ist doch einStatement. Und deswegen geht’s los …

1. ReinhardtstraßeAm ehemaligen Technobunker, heute Sitz des Werbers Christian Boros und seiner privaten Kunstsammlung, geht die Demo los. Nicht ohne auf das Bauvorhaben der Heinrich-Böll-Stiftung auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinzuweisen. Als gäbe es bei all dem Leerstand kein passendes Mietobjekt, soll hier ein neues Gebäude entstehen. 2. Unter den LindenDas Hotel unter den Linden und damit einer der letzten Stadtplätze entlang der Friedrichstraße ist verschwunden. Wir freuen uns auf eine subventionierte, dichte Bebauung mit neuem Leerstand und tanzen weiter.3. SpringerVorbei an der taz auf der noch nicht umbenannten Rudi-Dutschke-Straße vorbei an Springer. Dreimal über die linke Schulter gespuckt – da steht nämlich nach alten Überlieferungen der Teufel höchst persönlich. Und rotzt man ihm ins Gesicht, bringt es Glück.4. BundesdruckereiHier werden biometrische Ausweise hergestellt. Ein Synonym für Überwachungs- und Sicherheitswahn. Schnell im Gabbaschritt vorbei.5. Die Freude der Einen, das Leid des AnderenNachdem das Gelände neben dem Ostbahnhof nicht zuletzt zum Bau der Anschütz-Arena bereinigt wurde, hat sich die Clubszene ein paar Meter gen Jannowitzbrücke verlagert. Mit der Bar 25, der Maria und dem Kubik bietet die Gegend wenigstens im Sommer reichlich Terrain für Partypeople. Zum Ärger eines Architekten, der sich leider eine Wohnung in diesem Dreieck kaufte und gegen die Clubs klagt.6. Die BananeSo wird die riesige Baustelle am Alex genannt, die bald ein Einkaufszentrum hervorbringen soll. Arme in die Luft geschmissen: „Wer soll das bezahlen? Wer hat so viel Geld?“ 7. Der PalastNichts, was nicht schon gesagt, diskutiert und ausgefochten wurde. Was bleibt: Erst abreißen, dann nachdenken, was geht.

MJ