: Berggruen gewinnt Zeit für Karstadt-Verhandlungen
EINZELHANDEL Gericht verlängert die Frist für den Insolvenzplan der Warenhauskette. Was geht noch?
BERLIN taz | Das Schicksal von Karstadt und seinen 25.000 Beschäftigten bleibt in der Schwebe. Zum nunmehr vierten Mal verlängerte das Essener Amtsgericht am Dienstag die Entscheidung über den Insolvenzplan für die Warenhauskette. Nun wollen die Richter am 3. September beschließen, ob Investor Nicolas Berggruen den Konzern endgültig übernehmen kann – oder ob die Kette zerschlagen oder anderweitig verkauft wird. Auch dieses Mal verhinderte der schwelende Mietstreit zwischen Berggruen und dem Immobilienkonsortium Highstreet, dem 86 der 120 Karstadt-Häuser gehören, den Abschluss.
Berggruen will über seine gleichnamige Holding gemeinsam mit der in Kalifornien ansässigen Handelsgruppe BCBG Maxazria bei Karstadt einsteigen. In den kommenden drei Jahren sollen gut 240 Millionen Euro investiert werden. Berggruens Plan ist es, die „Kultmarke Karstadt“ wieder zu beleben und zu verjüngen. Dabei setzt er vor allem auf die vier Kernbereiche Mode, Living, Sport und Kosmetik. Die Filialen sollen modernisiert und der Vertrieb neu organisiert werden. Berggruen hat früh die Gewerkschaft Ver.di auf seine Seite gezogen, weil er nicht weiter bei den Mitarbeitern sparen, sondern Zugeständnisse der Vermieter aushandeln will. Hinter dem Highstreet-Konsortium stehen die US-Bank Goldman Sachs und die Deutsche Bank-Tochter RREEF. Das Problem: Highstreet hat 3,4 Milliarden Euro für die Häuser fremdfinanziert, unter anderem 850 Millionen über die Valovis-Bank. Valovis befürchtet einen Wertverfall, wenn Berggruen die Mieten dauerhaft drückt, und will deshalb, dass Highstreet den Kredit vorher zurückzahlt.
Für den Fall, dass die Verhandlungen endgültig scheitern, hat sich mit dem italienischen Warenhausbetreiber Maurizio Borletti ein neuer Bieter ins Spiel gebracht. Gemeinsam mit dem US-Investor Gordon Brothers will er Karstadt für 100 Millionen Euro übernehmen. Allerdings soll das Angebot Bedingungen beinhalten, die das Verfahren weiter verzögern würden. Kartellrechtliche Fragen sind ungeklärt.
Nach Berichten der FAZ soll Borletti zuletzt mehrfach mit Eckhard Cordes zusammengetroffen sein, dem Chef des Metro-Konzerns, dem die Galeria-Kaufhof-Häuser gehören. Cordes hatte bereits vor der Karstadt-Insolvenz Interesse bekundet, wollte aber nur zwei Drittel der Filialen übernehmen. Am Wochenende erklärte er, der Markt sei „nicht groß genug für zwei“. Er könne sich weiter einen Zusammenschluss beider Ketten vorstellen. BEATE WILLMS