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Archiv-Artikel

DER RECHTE RANDWie Neonazis ein neues Szene-Event zu etablieren versuchen Konzept Aufmarsch

Der Preis freute die Initiatoren des „Gedenkbündnisses Bad Nenndorf“ besonders: Am vergangenen Samstag nahmen Sven Skoda und Marcus Winter den Widerstandspreis der NPD-Monatszeitung Deutsche Stimme entgegen. Skoda bedankte sich für die Auszeichnung und warb sogleich für den nächsten Aufmarsch des Bündnisses in Bad Nenndorf am kommenden Sonnabend.

In diesem Jahr könnte das ins Leere laufen. Am Mittwoch verbot der Landkreis Schaumburg den Marsch, nachdem Verhandlungen über Auflagen gescheitert waren. Auch den Gegenprotest des Bündnisses „Bad Nenndorf ist bunt“ untersagte er. Begründung: eine verschärfte Sicherheitslage und polizeilicher Notstand. Mehr als 1.000 Neonazis werden erwartet.

„Wir werden Rechtsmittel einlegen“, kündigte der DGB-Regionalvorsitzende Sebastian Wertmüller an, der im Gegenbündnis mitarbeitet. Es sei zu befürchten, dass die Rechtsextremen sich gegen das Verbot wehrten und am Ende doch marschieren dürften.

Auf der Website zum fünften Trauermarsch wird denn auch weiterhin mobilisiert. Offensichtlich solle der Marsch „Für die Opfer alliierter Kriegs- und Nachkriegsverbrechen – Gegen die Lüge der Befreiung!“ als ein Ersatzmarsch für verbotene Märsche etabliert werden, sagt Wertmüller.

Dabei ist das Konzept Aufmarsch in der Neonazi-Szene umstritten. Kader kritisierten den Kräfteverschleiß und die mangelnde lokale und inhaltliche Vor- und Nachbereitung. Vorwürfe, die Skoda und Winter von sich weisen können: Sie warben bundesweit für den Marsch und fuhren von Szene-Event zu Szene-Event, um ihn vorzustellen.

Auf der Website finden sich nicht nur Aufkleber, sondern auch Hintergrundinformationen zu den Vorfällen in dem Internierungslager im Winklerbad von 1945 bis 1947. Auf Podcasts wird der britischen Armee die Misshandlung von Häftlingen vorgehalten.

Hinweis:ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland