leserinnenbriefe
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USA fehlt eine Besatzungsmacht

■ betr.: „Das Mädchen ohne Nase“, „Auf Wikileaks folgt Bibi Aisha“, taz vom 7. 8. 10

Connie Culp aus Hopedale, Ohio, wurde von ihrem Mann mit dem Schrotgewehr ins Gesicht geschossen. Voriges Jahr erhielt sie eine Gesichtstransplantation – die US-Medien berichteten ausgiebig und zeigten Fotos der schwer entstellten Frau.

Folgt man der Botschaft des Time-Artikels (en.wikipedia.org/wiki/Connie_Culp), dann fehlt den USA eine Besatzungsmacht, die die Amerikanerinnen vor ihren Ehemännern schützt.

FRANZ NAGEL, Darmstadt

CIA päppelte einst die Taliban

■ betr.: „Wie geht es uns Herr Küppersbusch“, taz vom 9. 8. 10

Selbst der normalerweise ziemlich unfehlbare Friedrich Küppersbusch scheint zu übersehen, dass die CIA einst die Taliban gegen die, na ja, milde prosowjetische legitime afghanische Regierung gepäppelt hat. Andernfalls wären die Taliban heute ein längst vergessener Spuk, und kein Resttalib würde es wagen, wem auch immer was auch immer abzuschneiden. HARRY ROWOHLT, Hamburg

Keine „natürliche“ Partnerin

■ betr.: „Die Grünen müssen sich entscheiden“ (Sigmar Gabriel),taz vom 11. 8. 10

Der Vorsitzende einer Partei, die auf unterschiedlichen Ebenen mit allen anderen Parteien regiert, möchte eine Festlegung der Grünen, dass sie außer mit den inhaltlich vielfach immer noch strukturkonservativen Sozialdemokraten mit niemand anderem koalieren. So weit, so platt. Dies ist die offenbar noch immer verbreitete Haltung der SPD, die Grünen seien unbotmäßige Abtrünnige, die eigentlich zur SPD gehören mit entsprechenden Folgen für den vielerorts gepflegten Umgang mit den Grünen (vgl. Stuttgart oder anderswo). Dabei hat die SPD noch gewaltigen innerparteilichen Klärungsbedarf, sowohl was die Entwicklung des Sozialstaates angeht als auch beim Umwelt- und Klimaschutz. Auch Gabriel hat als Umweltminister trotz gegenteiliger Verbalakrobatik sowohl bei der Lockerung des CO2-Reduktionsgebots für die Autoindustrie als auch bei der Veräußerung von Emissionsrechten Merkels Bremserrolle aktiv unterstützt. Ein „natürlicher“ Partner der Grünen sieht anders aus.

MICHAEL HAGEDORN, Osnabrück

SPD muss an sich arbeiten

■ betr.: „Die Grünen müssen sich entscheiden“ taz vom 11. 8. 10

Abgesehen davon, dass die Bündnisgrünen nicht aus Wohlgefühl entstanden, sondern aus Unwohlsein und Angst (vor Umweltzerstörung und Atomkrieg) und Mut (zur Vision und direkten Demokratie) gewachsen sind: Schon im Wahlkampf 1998 hatten sie erkannt, dass man „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt“ nicht nur auf die Natur, sondern auch auf die Finanzpolitik anwenden muss. Und schon damals haben das mehr Menschen wahrgenommen, als Herr Gabriel heute zugeben möchte.

Gabriel nimmt den Grünen übel, dass sie auch gerne mit der CDU regieren würden, nur mit der SPD sei gesellschaftliche und wirtschaftliche Modernisierung zu haben. Nun ja.

Wer hatte denn nicht die Stirn, ein modernes Staatsbürgerschaftsrecht auch gegen den Koch’schen Populismus durchzusetzen? Unter Schröder haben wir gelernt, dass die SPD nach Absolvierung der Sonntagsreden doch wieder auf Großkonzerne und Global Player (Bahn AG!), auf Kohle, Autos und Symbolpolitik setzt. Wenn mit denen keine ökologisch-soziale Politik möglich ist, überlegt man halt, was man mit der CDU erreichen könnte. Das tut zwar weh, aber wenn Rot-Grün mehr sein soll als eine Option – eine Vision gar –, dann ist es die SPD, die an ihren Inhalten und ihrer Glaubwürdigkeit arbeiten muss. FRANK KÜSTER, Miltenberg