Die Wege der Anderen

Werder Bremen besiegt den HSV im Halbfinale des Liga-Pokals mit 2:1. Wesentlichen Anteil daran hatten die zurückgekehrten Nationalspieler – der HSV wurde zu spät wach und muss wieder auf viel Geld verzichten

Manche Neuzugänge sind so neu, dass selbst die Fans ihre Namen noch nicht kennen. „SANGO“ brüllte es aus der HSV-Fankurve in der 70. Minute im Dialog mit dem Stadionsprecher, denn gerade hatte ihr Mann den 1:1-Ausgleich gegen Werder Bremen erzielt. „Sanogo“ wäre richtig gewesen, aber so schnell geht es eben nicht, wenn einer erst am Montag unterschreibt und am Dienstag schon sein erstes Spiel macht. Sanogo hatte als Torschütze also einen sehr guten Einstand, war außerdem schnell und einsatzfreudig. Geholfen aber hat es dem HSV nichts: Die Hamburger verloren das Liga-Pokal-Halbfinale gegen Werder Bremen im Weser-Stadion mit 1:2.

„Wir waren in der ersten Halbzeit nicht auf dem Platz“, sagte HSV-Trainer Thomas Doll. „Die Kernigkeit hat gefehlt.“ Tatsächlich wirkte der HSV müde, während Werder kombinierte – vor allem Dank der Nationalspieler Frings und Borowski und Klose. Für die war es der erste Einsatz nach ihrem Urlaub nach der WM, und das Wissen um die Laufwege der Anderen haben sie nicht verloren. Weitgehend unbeteiligt blieb dabei allerdings Diego, der Neue, der die Rolle von Micoud übernehmen soll. Werder-Trainer Schaaf behielt Diego nach der Pause prompt auf der Bank – eine „Vorsichtsmaßnahme“, sagte Schaaf. Diego hatte Beschwerden nach einer Muskelverhärtung vergangene Woche.

In der zweiten Halbzeit spielt der HSV deutlich engagierter und kaum beeindruckt vom 1:0 durch Bremens fleißigen, zuletzt in Mainz gereiften Stürmer Mohamed Zidan. Hamburg drängt, nutzt beim Ausgleich durch Sanogo eine große Lücke in der Bremer Abwehr und kommt doch wieder völlig aus dem Tritt nach einem Platzverweis gegen Nigel de Jong: Der war Frings in der 79. Minute in die Beine gerutscht. Ein Foul, das für HSV-Trainer Doll keine rote Karte rechtfertigte: „Wenn man da die rote Karte zeigt, dann verstehe ich nicht mehr viel von dem Spiel.“ Und in Richtung Schiedsrichter Thorsten Kinhöfer: „Da kann einer ganz allein so ein Spiel entscheiden.“

Eine Sperre in der Bundesliga wird Nigel de Jong voraussichtlich erspart bleiben, trotzdem ist die Niederlage für den HSV bitter. Einerseits, weil für das Qualifikationsspiel für die Champions-Leage kommende Woche gegen CA Osasuna ein Schub in Sachen Selbstvertrauen wichtig gewesen wäre. Andererseits, weil dem HSV mal wieder Geld durch die Lappen geht: Alleine der Einzug in das Liga-Pokal-Finale bringt 1,2 Millionen Euro, bei einem Sieg im Finale fließen nochmal 800.000 Euro. Geld, mit dem Werder nun gut weiter verhandeln kann: Noch ist der Poker um einen Wechsel von Per Mertesacker von Hannover nach Bremen nicht vorbei. Werder hätte nun das Kleingeld, das Angebot zu erhöhen. Klaus Irler