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Archiv-Artikel

Euro ist noch längst kein echter Europäer

BARGELD Viele Notenbanken in der EU lassen die Banknoten bevorzugt in heimischen Druckereien herstellen. Die Bundesbank vergibt die Aufträge nun ins Ausland. Das erbost die deutschen Drucker

FRANKFURT/M. dpa | Rund 400 Arbeitsplätze in Berlin, München und Leipzig stehen auf dem Spiel: Den Druck neuer Euro-Banknoten für das Jahr 2011 hat die Bundesbank zu 80 Prozent vorläufig an Betriebe in Frankreich und den Niederlanden vergeben. Dagegen soll die Traditionsdruckerei Giesecke & Devrient (G&D) nur den kleinsten Teilauftrag für 5-Euro-Noten bekommen. Nach Einsprüchen der unterlegenen Bieter ist das Verfahren aber noch einmal verlängert worden.

Die deutschen Drucker sehen sich einem unfairen Wettbewerb ausgesetzt, sagt der Berliner Ver.di-Experte Andreas Fröhlich. Weil die EU ihre Richtlinie zur europaweiten einheitlichen Ausschreibung der Euro-Noten noch nicht beschlossen hat, vergeben nur 7 der 16 Notenbanken ihre Aufträge international. Und das sind ausgerechnet die Niederlande, Luxemburg, Finnland, Zypern, Slowenien, die Slowakei und Malta, die nur einen 7-Prozent-Anteil an den Euro-Noten haben. Die ausländischen Märkte seien den deutschen Druckern also versperrt, argumentiert Ver.di. Dagegen könne die Konkurrenz etwa aus Frankreich mit sicheren inländischen Aufträgen im Rücken im deutschen Verfahren mit Kampfpreisen mitbieten. Deutschland hat einen 30-Prozent-Anteil am Euro-Bargeld. Am Dienstag wollen die deutschen Drucker unter der Ver.di-Flagge in Frankfurt am Main demonstrieren.

Bei der wiederverstaatlichten Bundesdruckerei stehen in Berlin an die 200 Arbeitsplätze auf der Kippe. Die gleiche Zahl für die Standorte München und Leipzig nennt der Betriebsrat von G&D.

Sollten die Drucker ihre Arbeitsplätze verlieren, drohen drastische Einbußen: „Unter ihrer Qualifikation könnte der Weg gerade für die Älteren direkt in die Arbeitslosigkeit führen“, sagt der Münchner G&D-Betriebsrat Walter Bogner. Das Durchschnittsalter betrage 45 Jahre.

Sauer ist man in den Betrieben auch wegen bereits geleisteter Millioneninvestitionen für die künftige zweite Generation der Euro-Banknoten. Diese seien nun gefährdet und müssten bei künftigen Ausschreibungen einkalkuliert werden, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit einschränke. Schon bei der Entwicklung der ersten Euro-Generation hätten die Bundesdruckerei und G&D im Vertrauen auf folgende Aufträge einen Großteil der Innovationen gestemmt.