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Archiv-Artikel

Politischer Anschlag, von oben angeordnet?

Eufor-Truppe im Kongo bestätigt „gezielten Schuss“ auf belgische Drohne, die vergangenen Freitag abgestürzt war

KINSHASA taz ■ Das unbemannte belgische Aufklärungsflugzeug der EU-Truppe Eufor in der Demokratischen Republik Kongo, das vor einer Woche über der Hauptstadt Kinshasa abgestürzt war, ist abgeschossen worden. „Das Flugzeug wurde mit einer Kugel kleinen Kalibers abgeschossen, die vorne links einschlug und vitale Funktionen zerstörte“, sagte Ingrid Baeck, Sprecherin des belgischen Verteidigungsministeriums, gestern in Kinshasa.

Der Absturz der Drohne, die auf einem Übungsflug zur Wahlüberwachung im Kongo unterwegs gewesen war, hatte acht Menschen verletzt. In ersten Stellungnahmen der Eufor war ein technischer Defekt als Ursache vermutet worden. Laut Eufor-Sprecher Thierry Fusalba wurde das belgische Spionageflugzeug mit einem gezielten Schuss vom Himmel geholt. „Einen zufälligen Schuss können wir ausschließen“, sagte der Franzose, relativierte aber: „Es handelt sich nicht um einen gezielten Akt gegen Eufor, sondern um den Akt einer unverantwortlichen Person.“ Hinweise auf den Schützen gebe es nicht, sagte die Belgierin Baeck.

Informell zirkulieren in Kinshasa Zweifel an dieser Version. „Da hat nicht einfach jemand mit seiner Pistole in den Himmel gezielt“, sagte ein hochrangiger europäischer Militär, der nicht identifiziert werden wollte, der taz. „Der Anschlag wurde mit einem Präzisionsgewehr ausgeführt.“ Außerdem sei er sorgfältig geplant worden: Erst sei die Drohne, deren Funkkontakt mit der Eufor-Basis Ndolo über den Kontrollturm von Kinshasas größten Flughafen Ndjili lief, beim Anflug auf Ndolo in eine Warteschleife geschickt worden, statt landen zu können. Dann habe der Kontrollturm den Funkkontakt zu den Eufor-Navigatoren abgebrochen. Nach 30 bis 40 Minuten sei dann der Schuss gefallen. Diese Version würde auf einen Anschlag mit allerhöchster Beteiligung hindeuten, denn der Flughafen Ndjili steht unter Kontrolle der kongolesischen Präsidialgarde.

Unterdessen wird die Bundeswehr ihr Eufor-Kontingent verstärken. Zusätzliche Soldaten aus Gabun werden nach Kinshasa gebracht, um 110 Infanteristen aus Spanien abzulösen. Diese kommen ab nächster Woche zusammen mit französischen Einheiten in der zentralkongolesischen Stadt Kananga zum Einsatz. Die offiziell als „Übung“ titulierte erste EU-Truppenentsendung im Kongo außerhalb Kinshasas betrifft ein Gebiet, in dem die Boykottbewegung gegen die Wahlen besonders stark war. DOMINIC JOHNSON