: Onlinedienst AOL streicht 5.000 Jobs
AOL sagt Yahoo und Google den Kampf an – und trennt sich weltweit von einem Viertel seiner Beschäftigten
NEW YORK/HAMBURG dpa ■ Der amerikanische Internetdienstleister AOL trennt sich von bis zu 5.000 Stellen. Unter anderem verkauft er das Online-Zugangsgeschäft in Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Das hat das Management jetzt der Belegschaft mitgeteilt.
Mehr als ein Viertel der rund 19.000 AOL-Beschäftigten sind betroffen. In Europa beschäftigt AOL 3.000 Mitarbeiter, davon die Hälfte in Deutschland. Hintergrund: AOL will seinen Kunden, die Breitbandzugang zum Internet haben, die Nutzung von E-Mail und Mulitmediadiensten künftig nicht mehr in Rechnung stellen. Mit dieser Preisoffenisve will der Onlinedienst mehr Werbekunden gewinnen – um besser mit den Hauptkonkurrenten Google, Yahoo! und MSN von Microsoft mithalten zu können. Zugleich wird aber weniger Personal für Marketing, Werbung und Kundendienst benötigt.
AOL hatte in den USA zum Ende des zweiten Quartals nur noch 17,7 Millionen Nutzer oder 3,1 Millionen weniger als vor einem Jahr. Das Unternehmen leidet darunter, dass Nutzer zu anderen Anbietern mit kostenloser E-Mail sowie zu Telefon- und Kabelfernsehfirmen mit kostengünstigen Breitband-Anschlüssen wechseln. In Europa hatte AOL zum Quartalsende nur noch 5,6 Millionen Nutzer. Binnen Jahresfrist verlor das Unternehmen dort 571.000 Kunden.
So hat der Tochterkonzern von Time Warner im zweiten Quartal 2006 gegenüber der entsprechenden Vorjahreszeit einen Umsatzrückgang von 2 Prozent auf 2 Milliarden Dollar verbucht. Dabei gab es wegen des Mitgliederschwunds erneut einen starken Rückgang der Abonnentengebühren um 11 Prozent, während sich die Online-Werbeeinnahmen stark um 40 Prozent erhöhten.
„AOL Deutschland steht in intensiven Verhandlungen mit Käufern für das Zugangsgeschäft“, sagte der Sprecher von AOL Deutschland, Jens Nordlohne. Diskussionen über einen Stellenabbau seien „eine einzige Spekulation“. Die Verkaufsverhandlungen würden voraussichtlich bis Ende des Jahres abgeschlossen. Die Mitarbeiter dürften hoffen, übernommen zu werden. AOL hat in den letzten sechs Jahren bereits 4.700 Stellen gestrichen.