revierpresse
: Im Markt der Zukunft

Im Ruhrgebiet stirbt es sich langsam. Seit dem Frühjahr wird bei den Regionalzeitungen scheibchenweise ausgedünnt. Und nun sind die Lokalredaktionen der Ruhr-Nachrichten in Haltern und Dorsten von Zusammenlegung betroffen – ein weiterer Schritt zur regionalen Marktbereinigung, die sich die Verlagshäuser Lensing-Wolff, Bauer und WAZ vorgenommen haben. Die Empörung über die drohende Arbeitslosigkeit von Journalisten oder der Ärger über eine monotone Frühstückslektüre ist verständlich. Doch die Monopolisierung wird das nicht aufhalten. Denn die Geschehnisse im Ruhrgebiet sind nur der Anfang einer traurigen Entwicklung auf den lokalen Zeitungsmärkten.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Obschon sie zwar eitel von „Newsdesk“ oder „Internet-Offensive“ sprechen, tun die Revierverleger nichts anderes, als sich auf einen veränderten, sprich: einen schwächer werdenden Markt einzustellen. Und der ist im Ruhrgebiet halt einem besonders tief greifenden Strukturwandel unterzogen – leider nicht zum Guten.

Zwischen Duisburg und Dortmund begegnet einem schon heute die Zukunft des ganzen Landes: Hier leben schon jetzt überdurchschnittlich viele alte Menschen und mehrheitlich Jugendliche, deren Mutter- oder Vatersprache nicht deutsch ist. Seit Jahrzehnten herrscht eine strukturell hohe Arbeitslosigkeit. Gut ausgebildete Menschen und besser verdienende Familien zieht es weg aus dem Gebiet. Wer Konsumforschung betreiben will, wer Aussagen über die nächsten zwanzig Jahre finden will, sollte sich tatsächlich Gelsenkirchen oder Gladbeck mal genauer ansehen.

Die drei Ruhr-Verleger haben das offenbar getan: Dass sie ihr Angebot reduzieren ist freilich die schlichteste Reaktion auf den demographischen Wandel – der sich für Lokalzeitungen in sinkenden Verkaufszahlen bemerkbar macht. Denn wer nur spart und ausdünnt, gewinnt keine neuen Leser.