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Archiv-Artikel

Presse auf Sparkurs

Schon wieder wird eine Redaktion im Revier aufgelöst: Laut ver.di werden die Ruhrnachrichten in Haltern und Dorsten fusionieren. Durch das Zeitungssterben verlören Hunderte ihre Arbeit

VON MORITZ SCHRÖDER

Das Zeitungssterben im Ruhrgebiet geht weiter. Nach Informationen der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di plant der Verlag Lensing-Wolff, die Redaktionen seiner Regionalzeitung „Ruhr-Nachrichten“ (RN) in den Ruhrgebietsstädten Haltern und Dorsten zusammenzulegen. „Wir haben den Verdacht, dass es hier weitere Gebietsaufteilungen zwischen Verlagen gibt“, sagt der Essener Ver.di-Sekretär Rainer Sauer.

In Dorsten plane der Verlag, ein zentrales „Newsdesk“ für die Städte einzurichten, auf dem Nachrichten aus beiden Kommunen zusammenlaufen. In Haltern bleibe nur eine kleine Außenstelle. Ver.di befürchtet nach den Redaktionsschließungen der vergangenen Monate, dass zahlreiche RedakteurInnen ihre Jobs verlieren werden. „Allein im Ruhrgebiet fällt eine dreistellige Zahl von Arbeitsplätzen diesem Verlegermonopol zum Opfer“, sagt Sauer.

Die Gewerkschaft vermutet hinter dem aktuellen Fall auch, dass sich die Verlagsspitzen von Lensing-Wolff aus Dortmund und der Verlagsgruppe der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) aus Essen über die Schließungen abgesprochen hätten, um langfristig lokale Zeitungsmonopole aufbauen zu können. „Der zeitliche Zusammenhang mit der Schließung der Halterner Redaktion des WAZ-Konzerns kann kein Zufall sein“, so Sauer.

Vor wenigen Wochen erst gab der größte Regionalzeitungsverlag Deutschlands bekannt, dass sieben Lokalredaktionen der WAZ geschlossen würden – darunter auch die Redaktion in Haltern. Die RN hatte zuvor ihre Ableger in Bottrop, Gladbeck und Gelsenkirchen geschlossen, wodurch die WAZ diese Städte nun allein abdeckt.

Der Dortmunder Zeitungsforscher Horst Röper sieht hinter den Verlags-Plänen lediglich Spargründe: „Das ist die Tradition von Lensing-Wolff.“ Der WAZ-Verlag habe nichts von dem Abbau in Haltern, da die Ruhr-Nachrichten eindeutiger Marktführer in der Region seien. Überrascht hätten ihn die Pläne des Verlags nicht, beide Redaktionen zusammenzulegen. Schließlich gehörten die RN-Ableger in Haltern und Dorsten seit Jahren zu einer GmbH.

Betroffen von den Schließungen würden laut Gewerkschafter Sauer vor allem ältere MitarbeiterInnen sein. Sie verlören eine sichere berufliche Zukunft und würden durch den Druck der Verlage in Alters-Teilzeit-Arbeit gedrängt. Andere Stellen könnten durch Abfindungen abgebaut werden. Offiziell würden die beiden Verlage nämlich nicht von Kündigungen sprechen, so Sauer.

„Weitere Schließungen muss man befürchten“, sagt auch Horst Röper. Nachdem die Redaktion in Gladbeck im April schließen musste, hätten dortige MitarbeiterInnen den Verdacht geäußert, dass bald auch die Lokalredaktion in Bochum gefährdet sein könnte, so Sauer. Als Strategie gegen den Arbeitsplatzabbau möchte Ver.di nun stärker mit den Betriebsräten der Verlage zusammenarbeiten, um sie bei der Gegenwehr zu unterstützen.