: Dopingsünder sollen länger darben
Der Internationale Leichtathletikverband will ertappte Sportler nach einem Erstvergehen für vier Jahre sperren
GÖTEBORG dpa ■ Der Leichtathletik-Weltverband IAAF will die ungebrochene Doping-Mentalität mit der Wiedereinführung der Vier-Jahres-Sperre für Erstvergehen bekämpfen – notfalls im Alleingang. „Wenn andere Verbände nicht mitziehen, gehen wir den Weg auch allein“, kündigte IAAF-Vizepräsident Helmut Digel am Rande der Europameisterschaft in Göteborg an. „Ich glaube aber, dass es in anderen Sportorganisationen eine ähnliche Stimmung gibt.“ Der Welt- Anti-Doping-Code, dem sich auch die IAAF verpflichtet hat, sieht eine Sperre von mindestens zwei Jahren vor.
Beschlossen werden soll die drastische Erhöhung des Strafmaßes für den Missbrauch mit Anabolika oder dem Blutdopingmittel EPO beim IAAF-Kongress im August 2007 in Osaka. „Beim letzten Kongress hatte die USA den lebenslänglichen Ausschluss für Erstsünder verlangt. Da habe ich die zweijährige Sperre noch verteidigt, doch nun bin ich für vier Jahre“, sagte IAAF-Präsident Lamine Diack. Auslöser für den Meinungswandel des Senegalesen ist der Skandal um den des Dopings überführten US-Sprinter und Weltrekordler Justin Gatlin. „Das ist ein Desaster für uns“, meinte Diack, „wir sind die olympische Sportart Nummer eins und müssen uns in diese Richtung bewegen.“
In Gesprächen will er auch andere Verbände und vor allem die Welt-Antidoping-Agentur (Wada) von dieser Politik der Abschreckung und einer entsprechenden Änderung des Welt-Anti-Doping-Codes überzeugen. „Die Wada kann uns aber nicht daran hindern, unsere Strafen zu erhöhen“, betonte Diack.
Die IAAF hatte 1995 den Bann für Ersttäter wieder von vier auf zwei Jahre reduziert, da die ehemalige Sprint-Weltmeisterin Katrin Krabbe gerichtlich gegen eine vom Weltverband auf drei Jahre ausgedehnte Sperre angegangen war. Die Neubrandenburgerin erhielt nach jahrelangem Prozess schließlich 1,5 Millionen Mark Schadenersatz von der IAAF zugesprochen, weil ein Gericht in München eine Sperre über zwei Jahre hinaus für rechtlich nicht haltbar hielt.
„Warum sollten wir uns nach der rechtlichen Situation in einem Land richten. Wir als Weltverband müssen den Maßstab setzen“, meinte Digel, der von 1993 bis 2001 Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) war. „Es sollte so bestraft werden, dass junge Athleten wissen: Wenn sie dopen, ist ihre Karriere zu Ende.“
Skeptisch sieht der heutige DLV-Präsident Clemens Prokop das IAAF-Vorhaben. „Das Problem ist nicht, die erwischten Athleten länger wegzusperren, sondern mehr Sportler des Dopings zu überführen“, sagte er. Die IAAF solle deshalb lieber die Zahl der Kontrollen qualitativ wie quantitativ verbessern. „Denn was mich bedrückt, ist die Zahl der Athleten, die gedopt haben, aber nicht positiv getestet wurden.“