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Archiv-Artikel

DORIS AKRAPLEUCHTEN DER MENSCHHEIT Vom Mittag her kommt Wetter

Gegen Propheten ist nichts einzuwenden, jedenfalls nicht solange sie Geschichten aus der Zukunft erzählen, die eine Lüge so gut verpacken können, dass sie wie Wahrheit klingt. Auch gegen Klimakriege ist nichts einzuwenden, also nichts gegen eine gut dargebotene Prophezeiung, dass derartige Kriege stattfinden werden oder gar schon stattfinden. Denn leider können wir uns ja auf die wunderbar kurze Klimaanalyse des Propheten Hiob in Kapitel 37, Vers 9, „Vom Mittag her kommt Wetter und von Mitternacht Kälte“, nicht mehr verlassen.

Das Wort Klimakrieg freilich klingt weniger nach dem smarten Hiob als nach der fünften Posaune des Johannes: großspuriger Alarmismus mit hoher Apokalypsedichte. Doch es sind eben nicht die Pauken und Trompeten des Johannes, sondern der mit Gott, sich und der Welt hadernde Hiob, der die modernen Zweifler und Ungläubigen von seiner Botschaft überzeugt hat.

Und darum ist es einfach nur eine schier unglaubliche Ressourcenverschwendung, Bücher zu drucken, die „Schlachtfeld Erde“ heißen und mit einem derartigen Titel hoffen die Zweifler vom Klimawandel und seinen verheerenden Folgen zu überzeugen. Das gerade erschienene Buch „Schlachtfeld Erde: Klimakriege im 21. Jahrhundert“ (Klett-Cotta) ist, so wirbt der Verlag, „das erste Buch über den drohenden Klimakrieg von einem Militärexperten“. Der Autor Gwynne Dyer warnt indes in seinem Vorwort vor sich selbst: „In bestimmten Kreisen bin ich dafür bekannt, dass ich mich in der schlechten alten Zeit des Kalten Krieges häufig tief besorgt über die Möglichkeiten eines Atomkriegs äußerte.“ Er stellt anschließend sieben Szenarios vor, die vom Wirbelsturm Anwar im Jahr 2025, bei dem 2 Millionen Bangladeschis getöten werden, bis zum kommunistischen Staatsstreich auf Kuba am 16. August 2028 reichen. Sorry, Gwynne, aber das Versmaß einer guten Hiobsbotschaft über drohende Klimakriege muss andere Betonungen setzen.

Die Autorin ist Kulturredakteurin der taz Foto: privat