KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DAS SCHANZENFEST
: Rechtsfreie Realpolitik

Das Schanzenfest ist keine Angelegenheit eines Stadtteils oder Bezirks. Es ist eine Angelegenheit der gesamten Stadt

Gelegentlich regiert doch die Vernunft in dieser Stadt. Der Beschluss, das Schanzenfest im September zu dulden, ist so sinnvoll wie notwendig. Die Schanze ist eben anders als, nur zum Beispiel, Wellingsbüttel – und gerade das macht ja das Flair aus, welches selbst Bald-Bürgermeister Christoph Ahlhaus neuerdings so zu schätzen vorgibt. Jede andere Entscheidung wäre unklug gewesen – sie hätte eine Eskalation geradezu provoziert.

Das Problem der heißen Nächte in der Schanze besteht darin, dass zumeist männliche Jungerwachsene mit Testosteronüberschuss Hamburgs größtes nicht-kommerzielles Straßenfest zum Anlass für Scharmützel mit der Polizei nehmen. Das dass bei einem geduldeten Fest auch dieses Mal passiert, ist zu befürchten – im Falle eines Verbots wäre es wohl garantiert.

Altonas Bezirksamtsleiter Warmke-Rose ist mit seinen Gedankenspielen gelungen, den Senat in die Verantwortung zu nehmen. Und das zu Recht: Das Schanzenfest ist keine Angelegenheit eines Stadtteils oder eines Bezirks. Es ist eine der gesamten Stadt.

Indem er am Tag vor seiner Bürgermeisterwerdung der Duldung zustimmt, signalisiert Noch-Innensenator Ahlhaus der GAL: Auf mich ist Verlass. Und lässt, ganz unideologisch, sogar rechtsfreie Räume vor der Roten Flora zu. Willkommen in der schwarz-grünen Realpolitik.