sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am heutigen Donnerstagabend wird in der Humboldt-Uni (Invalidenstraße 110, 18.30 Uhr) ein sogenanntes Autonomes Seminar stattfinden, das sich mit der Frage der Einwanderung beschäftigt. Es geht um den Erfolg der Masseneinwanderungs-Initiative der Schweizerischen Volkspartei, doch auch um die Frage, wie eine vergleichbare Volksabstimmung in Deutschland verlaufen wäre. Denn wenn die EU sich nun aufregt (weil hier einmal EU-Bürger betroffen sind, in der Schweiz auch gegen Einwanderer_innen aus Deutschland mobil gemacht wurde), so ist zu konstatieren, dass die EU selbst ihre Außengrenzen gegen jede Art von Migration dichtgemacht hat.

Am Samstag sprechen im wunderschönen Biergarten Jockel (Ratiborstraße 14c, 19 Uhr) die Rapper_innen Daisy Chain & Miss Zebra, Kronstadt, Drowning Dog & DJ Malatesta, die aus Griechenland, Spanien und Italien stammen, über lokale Kämpfe im Kontext der Krise. Selbstredend werden sie die Frage nicht unberührt lassen, inwiefern Menschen in Deutschland, dessen Krisenpolitik ja bekanntermaßen mitverantwortlich ist für Armut in Südeuropa, diese lokalen Krisenproteste unterstützen können. Doch lassen es diese Künstler_innen nicht bei trocken vorgetragenen Thesen – im Anschluss an die Podiumsdiskussion wird gerappt, was die jeweilige Sprache hergibt.

Am Montag wird im New Yorck im Bethanien (Mariannenplatz 2a, 20 Uhr) über den „neuen Heimatschutz der Bundeswehr“ informiert. Wolfgang Schäubles Wunschtraum vom Inlandseinsatz der Armee geht nämlich sukzessive in Erfüllung. Seit rund einem Jahr führt das neu gegründete „Kommando Territoriale Aufgaben“ in Berlin die für Koordination und Durchführung von Inlandseinsätzen relevanten Truppenteile und Reservisten_innen. Es geht bei weitem nicht nur um Katastrophenschutz, sondern auch um Funktionen im Bundesgebiet, sollte es zu einem Krieg kommen. Da aber die Bundeswehr bereits jetzt in Auslandskriege verwickelt ist – wann setzt der Notstand ein?

Am Dienstag schließlich wird im Buchladen Schwarze Risse (Gneisenaustraße 2a, 20 Uhr) das zweibändige Werk „Das Prinzip Solidarität“ vorgestellt, das die Geschichte der Roten Hilfe nachvollziehbar macht. Markus Mohr beschreibt die Tätigkeit der Hilfsorganisation seit den 70er Jahren, wird aber auch auf die vielen Konflikte innerhalb der Organisation hinweisen, die sich etwa an der Unterstützung der RAF und der Revolutionären Zellen entzündeten oder im Kleinkrieg zwischen den K-Gruppen dafür sorgten, dass die Rote Hilfe mehrfach fast zerrieben worden wäre. Eine Geschichtsschreibung von unten also.