: Größte Weltaidskonferenz in Kanada eröffnet
Stehende Ovationen in Toronto für Bill Gates, der die Entwicklung von Schutzmitteln für Frauen fördern will
TORONTO dpa/afp/taz ■ Es wird als die bislang größte Weltaidskonferenz dargestellt. Unter dem Motto „Time to deliver“ (Zeit, Versprechen einzulösen) sind seit Sonntagabend im kanadischen Toronto 24.000 Aktivisten und Delegierte aus 170 Ländern zusammengekommen. Unter anderem geht es auf der 16. Weltaidskonferenz darum, bisherige internationale Zusagen für verbesserten Zugang von Aidskranken und Risikogruppen zu Behandlung und effektiver Prävention endlich umzusetzen. „Tragischerweise ist das Ende von Aids nirgendwo in Sicht“, sagte Peter Piot, Direktor des UN-Aidsbekämpfungsprogramms Unaids.
Zum Abschluss der Eröffnungsveranstaltung stellte sich der Milliardär Bill Gates an die vorderste Front des Kampfes gegen Aids. Aids habe für seine Stiftung höchste Priorität, sagte der Microsoft-Gründer bei einem gemeinsamen Auftritt mit seiner Frau Melinda am Sonntag. Vor wenigen Tagen hatte Gates’ private Stiftung weitere 500 Millionen Dollar für den Kampf gegen HIV/Aids zugesagt.
Viele Besucher der Eröffnungsfeier standen applaudierend von ihren Sitzen auf, als Bill und Melinda Gates in die Halle kamen. Der Schlüssel im Kampf gegen HIV liege bei den Frauen, betonte Bill Gates. „Eine Frau sollte niemals die Erlaubnis ihres Partners benötigen, um ihr eigenes Leben zu retten“, sagte er und kündigte an, die Entwicklung so genannter Mikrobiozide zu unterstützen. Mit diesen Wirkstoffen, die etwa als unsichtbares Gel in die Scheide eingeführt werden, können Frauen ein Mittel zum Schutz bekommen, das sie auch unbemerkt anwenden können. Rund 16 potenzielle Mikrobiozide werden derzeit getestet, fünf davon im fortgeschrittenen Stadium. Forscher hoffen, dass die ersten bis 2009 entwickelt werden können.
Der Tagungsauftakt war reich an emotionalen Momenten: Zu Tränen rührte die Delegierten etwa der Auftritt einer 24-jährigen HIV-positiven Indonesierin. Auch der Auftritt von etwa 300 Großmüttern aus Kanada und Afrika, die für Aids-Waisen sorgen, rührte viele Konferenzteilnehmer. Die unter anderem aus Kenia, Mosambik, Südafrika und Sambia angereisten Großmütter baten um Unterstützung bei der Versorgung der insgesamt 13 Millionen Aids-Waisen Afrikas. Laut dem UN-Kinderhilfswerk Unicef steigt die Zahl der Kinder in Afrika, die durch Aids ihre Eltern verlieren, kontinuierlich. Bis 2010 würden voraussichtlich 15,7 Millionen Kinder zu Waisen, erklärte die Organisation in einer neuen Studie. Besonders dramatisch sei die Lage in Uganda, Südafrika, Simbabwe, Tansania und Kenia. Unicef forderte, mehr Geld gezielt für von Aids betroffene Kinder einzusetzen. Sie seien häufig traumatisiert und litten unter Ängsten und Depressionen. Millionen Waisen gingen zudem nicht zur Schule.
Deutschlands Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul kündigte eine Erhöhung der deutschen Mittel zur Aidsbekämpfung an. Die Bundesregierung wolle ihre Zahlungen in den kommenden beiden Jahren um 100 auf jeweils 400 Millionen Euro aufstocken, sagte sie. Der Plan stehe allerdings unter dem Vorbehalt der Zustimmung des Bundestages.
40 Millionen Menschen tragen derzeit das HI-Virus. 4,1 Millionen haben sich 2005 neu infiziert, 2,8 Millionen sind im vergangenen Jahr gestorben. D.J.