Migranten dürfen auch in die Statistik

Eine geänderte Zählweise des Bundesamtes für Statistik beschert der Stadt neue Erkenntnisse: Fast ein Viertel der BerlinerInnen haben einen Migrationshintergrund. Bei den Jugendlichen unter 18 Jahren sind es sogar gut 40 Prozent

Tausende BerlinerInnen mit deutschem Pass und Migrationshintergrund haben Anlass zur Freude: Sie kommen in den Genuss, Teil der offiziellen Statistik zu sein. Denn erstmals enthielt der Fragebogen des neuesten Mikrozensus des Statistischen Bundesamtes, den bundesweit 370.000 Haushalte beantworten, auch Fragen zum Migrationshintergrund. Berlin bescherte dies neue statistische Erkenntnisse.

In Berlin liegt der Ausländeranteil bei 13,4 Prozent. Das war schon länger bekannt. Aber ein Zehntel der BerlinerInnen sind Deutsche mit Migrationshintergrund – beide Gruppen machen zusammen gezählt also fast ein Viertel der Berliner Bevölkerung aus, wie der Tagesspiegel am Montag berichtete.

Die Statistiker des Mikrozensus erheben jedes Jahr in Zusammenarbeit mit den Landesämtern repräsentative Daten über die Bevölkerung. Dabei geht es zum Beispiel um die soziale Lage von Familien und Haushalten oder um Informationen über Ausbildung und Beruf Einzelner.

Besonders stark sind dem aktuellen Mikrozensus zufolge Migranten in der Gruppe junger Menschen vertreten. 14,7 Prozent der Jugendlichen unter 18 Jahren sind Ausländer, 26 Prozent zählt die Behörde als Deutsche mit Migrationshintergrund. Gut 40 Prozent der unter 18-jährigen BerlinerInnen haben also einen Migrationshintergrund.

Berlin hat damit in Sachen Multikulti deutlich mehr aufzuweisen als andere Bundesländer. Nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes stellen Ausländer in Deutschland 9 Prozent der Bevölkerung, 10 Prozent haben nach Definition der Wiesbadener Statistiker einen Migrationshintergrund. „Ohne die Menschen mit Migrationshintergrund wäre der Alterungsprozess der Bevölkerung in Deutschland noch weitaus ausgeprägter, als wir ihn ohnehin beobachten“, sagte Bundesamtspräsident Johann Hahlen bei der Vorstellung des Mikrozensus Ende Mai.

Dabei ordnen die Wissenschaftler verschiedenste Gruppen in die Kategorie „mit Migrationshintergrund“ ein: Spätaussiedler, Kinder eingebürgerter ausländischer Eltern oder Kinder, bei denen nur Vater oder Mutter ausländisch oder eingebürgert ist. Mit solch feineren Unterscheidungen passt sich die Statistik der gesellschaftlichen Entwicklung an. Das neue Mikrozensusgesetz, welches am 1. Januar 2005 in Kraft trat, erlaubt die Frage nach der Herkunft. Das alte Gesetz von 1996 unterschied dagegen lediglich In- und Ausländer. ULRICH SCHULTE