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: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

„She Wore A Yellow Ribbon“ (OF) 20. 8.; „High Noon“ (OF) 23. 8. im Arsenal 2

Tim Burtons Faible für das Makabre kommt natürlich auch dann zum Tragen, wenn sich der Meister an die Verfilmung eines Kinderbuches wagt: „Charlie und die Schokoladenfabrik“ (2005) ist eine Adaption des Klassikers von Roald Dahl und erzählt vom Besuch einiger Kinder in der Fabrik des geheimnisumwobenen Schokoladenherstellers Willy Wonka (Johnny Depp), den bereits seit Jahren niemand mehr zu Gesicht bekommen hat. Die irrwitzigen Süßwarenlandschaften in der Fabrik, wo im Wortsinne Milch und Honig fließen, versprechen zwar jede Menge Eye-Candy, doch reichlich sadistische Fallen werden den Kindern, die bis auf den armen und harmlosen Charlie durchweg verzogene, ekelhafte Gören sind, zum Verhängnis. Noch hübscher als die Fabrik ist übrigens die Darstellung von Charlies ärmlichem, aber glücklichem Familienleben in einem total windschiefen Haus, mit frierenden Großeltern unter der Bettdecke und Burtons Lebenspartnerin Helena Bonham Carter am Kochtopf.

„The Best Years of Our Lives“ (OF) 19. 8. im Arsenal 2

Sein „Bitte noch einmal“ gehörte in Hollywood zu den Legenden und war bei den Darstellern ebenso berühmt wie gefürchtet. Trotzdem rissen sich die meisten Schauspieler darum, in einem Film von William Wyler mitzuwirken: Denn neben der Befriedigung, auf der Leinwand später die bestmögliche eigene Leistung wiederzuentdecken, brachte die Arbeit mit Wyler auch ein Höchstmaß an Prestige mit sich. Unter der Anleitung keines anderen Regisseurs haben so viele Darsteller den Academy Award gewonnen oder wurden zumindest nominiert. Auch Wyler selbst gewann dreimal den Regie-Oscar; Nominierungen erhielt er im Laufe seiner Karriere rund ein Dutzend. Seine erfolgreichste Zeit erlebte Wyler beim Studio von Samuel Goldwyn, wo er ab 1935 gemeinsam mit dem Kameramann Gregg Toland seine berühmten räumlichen Inszenierungen mit besonders tiefenscharfer Fotografie entwickelte. „The Best Years of our Lives“ (1946), ein realistisches Drama über Kriegsheimkehrer und ihre Probleme, sich nach Kriegende wieder in die Gesellschaft einzugliedern, ist eines der schönsten Beispiele für William Wylers Art, auf unterhaltsame Weise auch gesellschaftskritische „Botschaften“ in seinen Filmen unterzubringen.

Zwei Western, die sich antithetisch zueinander verhalten: Während Fred Zinnemann und sein Autor Carl Foreman in „High Noon“ (1952) die Geschichte vom Sheriff, der auf der Suche nach Beistand gegen einige rachsüchtige Schurken von den ehrenwerten Bürgern seines Ortes nur Ablehnung erfährt, als schwarzweiße Parabel auf die McCarthy-Ära und ihr Klima von Angst und Kollaboration erzählen, verfolgt John Ford in „She Wore a Yellow Ribbon“ (1949) langsam und melancholisch und in schönstem Technicolor die letzten Abenteuer des Kavallerie-Captains Nathan Brittles (John Wayne) vor seiner Pensionierung. Wie immer bei Ford liegen dabei Tragisches und Heiteres sehr eng beisammen, was dem Film eine grundsätzlich gelassene Grundhaltung verleiht. Lars Penning

„Charlie und die Schokoladenfabrik“ 21. 8. im Freiluftkino Friedrichshain