: Übliches, zu erwartendes Palaver
betr.: „Die Erinnerung liebt das Versteckspiel“
Zunächst stand ich sprachlos vor diesem „Geständnis“. Irgendwie wollte das nicht in meinen Kopf. Für mich war Grass, dessen Werke und Preise, an der Spitze der Literaturnobelpreis, immer das eine, der Günter Grass als Person, der sich (politisch) einmischte, mahnte und warnte, jedoch das (viel wichtigere) andere. Nach meiner Sprachlosigkeit kamen meine Fragen. Warum jetzt, warum so, warum überhaupt, warum so kurz vor der Veröffentlichung seiner Memoiren?
Auf diese und viele andere Fragen weiß ich keine Antwort. Die öffentlichen Reaktionen der Grass-Kollegen, ob Freund oder Feind, sind aus meiner Sicht lediglich das übliche und zu erwartende Palaver, zumal es doch eine gute Gelegenheit ist, sich mal wieder selbst für wichtig zu erklären. Natürlich gibt es Pro und Kontra, eventuell ist die Gelegenheit sogar günstig, alte Rechnungen zu begleichen. Das Grass-Spektakel wird die Gemüter erhitzen, und jede Position wird dabei zu ihrem „Recht“ kommen, weil natürlich jeder auch Recht haben will. Ich wünsche mir, dass es Günter Grass seinem schärfsten Kritiker, Marcel Reich-Ranicki, gleichtun und jetzt schweigen wird. JUTTA RYDZEWSKI, Bochum