: Niemand ist schuld am Unglück
DUISBURG Bei der Vorbereitung der Loveparade-Katastrophe wollen sich alle Beteiligten richtig verhalten haben: Polizei, Stadt und Veranstalter streiten auch Wochen nach dem Ereignis über die Verantwortung
DUISBURG taz | Auch mehr als fünf Wochen nach der Katastrophe bei der Loveparade bleibt weiter umstritten, wer dafür verantwortlich ist. Auf der Sitzung des Innenausschusses des nordrhein-westfälischen Landtags prallten gestern die Sichtweisen der Polizei, der Stadt Duisburg und des Veranstalters unversöhnlich aufeinander.
Landesinnenminister Ralf Jäger (SPD) richtete scharfe Angriffe gegen den Veranstalter Lopavent und die Stadt. Es habe vom Veranstalter ein Sicherheitskonzept für den Fall drohender Überfüllung und zur Steuerung des Besucherstroms gegeben, das nicht eingehalten worden sei. „Wir wissen nicht, warum die geplanten und verbindlich zugesagten Maßnahmen aufseiten der Ordner versagt haben“, sagte Jäger. Gleiches gelte für die Kommunikation zwischen den Verantwortlichen der Stadt Duisburg, dem Veranstalter und der Polizei während der Veranstaltung. Jäger räumte ein, dass es wohl auch Fehler der Polizei gab. Es sei „unrealistisch“, so Jäger, „bei dem unfassbaren Chaos auf Veranstalterseite einen fehlerfreien Polizeieinsatz zu erwarten.
Trotz Einladung ersparte sich Rainer Schaller, der Geschäftsführer der Lopavent GmbH, einen Auftritt vor dem Ausschuss. Er ließ sich lieber durch Niko Härting vertreten. Das Statement des gutgebräunten und aalglatten Berliner Rechtsanwalts fiel kurz aus. Irgendein Verschulden des Veranstalters räumte er nicht ein. Auf kritische Fragen reagierte er ausweichend. „Lopavent hat die Veranstaltung nicht alleine gemacht und auch nicht alleine vorbereitet“, sagte Härting.
Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) sprach von einer „Bürde, die uns gewiss unser Leben lang nicht verlassen wird“. Ein Mitverschulden der Stadt an der Tragödie, bei der 21 Menschen ihr Leben verloren, bestritt er erneut. „Meine Mitarbeiter haben rechtmäßig gehandelt.“ So seien gesonderte bauliche Prüfungen der Rampe und des Tunnels nicht erforderlich gewesen, „da die Bauaufsicht dort keine Gefahr vermuten musste“. Auch sei neben der Polizei eine zusätzliche Gefahrenabwehr durch die Bauaufsicht oder das Ordnungsamt nach den Absprachen „weder vorgesehen noch rechtlich erforderlich“ gewesen. Sauerland bekräftigte, „trotz eines enormen, ja fast beispiellosen öffentlichen Drucks“ weiter im Amt bleiben zu wollen. Die Ausführungen Sauerlands sorgten bei den anwesenden Abgeordneten für Kopfschütteln.
PASCAL BEUCKER