: Der Einzelgänger
GESCHICHTE Hans Albers konnte es sich leisten, Abstand zu den Nazis zu halten – zumindest meistens. Das zeigt eine Filmreihe im Hamburger Metropolis Kino
In Hamburg ist Hans Albers so populär, dass man vermuten könnte, es würde in jeder Woche einer seiner Filme irgendwo gezeigt werden. Doch in den Kinos sind sie tatsächlich selten zu sehen, und so ist die große Reihe, in der seine Filme nahezu vollständig gezeigt werden, auch in seiner Heimatstadt etwas Bemerkenswertes. Seit Mitte Februar laufen sie eng gestaffelt im Metropolis. Im März werden dort neun Filme aus den Jahren 1936 bis 1943 gezeigt.
Albers war einer von den Schauspielern, die es sich wegen ihrer hohen Popularität leisten konnten, Abstand zu den Nazis zu halten. Auch bei der Auswahl seiner Rollen gelang es ihm meist, offensichtliche Propagandafilme zu vermeiden.
Eine Ausnahme davon ist „Carl Peters“ aus dem Jahr 1941, dessen von Albers gespielter Titelheld ein fanatischer deutscher Philologe ist, der im 19.Jahrhundert versucht, in Afrika deutsche Kolonien zu gründen. Er kämpft dabei heldenhaft gegen die Engländer, aber jüdische und sozialdemokratische Politiker fallen ihm in den Rücken. Die Rolle ist atypisch für Albers, der meist kosmopolitischer Einzelgänger spielte, obwohl dieses Rollenmodell von Propaganda-Minister Goebbels ganz sicher nicht erwünscht war.
Albers brachte Glamour und Abenteuer in die deutschen Kinos. So etwa in dem Kriminaldrama „Savoy-Hotel 217“ von 1936, das im zaristischen Russland spielt. Im gleichen Jahr spielte er in „Unter heißem Himmel“ einen deutschen Kapitän, der sein Schiff vor einem Sprengstoffanschlag rettet. Sein bester und erfolgreichster Film in diesen Jahren war „Der Mann, der Sherlock Holmes war“, in dem er sich als der berühmte Detektiv maskiert und Heinz Rühmann den falschen Dr. Watson gibt.
Welche Funktion solche Filme in Nazi-Deutschland hatten, kann man gut bei „Sergeant Berry“ von 1938 erkennen, in dem Albers einen Polizisten in Chicago spielt. Inzwischen waren amerikanische Filme in Deutschland verboten worden und in den deutschen Studios wurde eifrig am Ersatz für die sehr beliebten Genrefilme gearbeitet.
Auch „Wasser für Canitoga“ spielt im feindlichen, doch deshalb nicht weniger verführerischen Ausland. Albers spielt den Ingenieur Oliver Montstuart, der beim Bau einer Wasserleitung gegen Saboteure kämpft.
In „Ein Mann auf Abwegen“ ist er ein schwedischer Ölmagnat und in „Trenck, der Pandur“ eine Art James Bond im Wien von Maria Theresia, der jede Frau verführt und jeden Spion enttarnt. Als „Münchhausen“ ist Hans Albers dann schon eher der melancholische Held seiner späteren Rollen. Der Film war ein Prestigeprojekt von Goebbels zum 25. Jubiläum der UFA-Studios. Andererseits schrieb aber auch Erich Kästner, dessen Bücher die Nazis verbrannten, unter einem Pseudonym am Drehbuch mit. HIP
Hans-Albers-Filmreihe: bis 29. 3., Metropolis, Hamburg