Schneise zur Strandbar

NACHRUF Der Gitarrist Paco de Lucía ist tot

Er hat den Flamenco revolutioniert und ihm eine Tür zur Welt geöffnet. Anders als es bei vielen anderen Stars des andalusischen Genres der Fall ist, hat der Gitarrist Paco de Lucía deshalb auch im Ausland viel Anklang gefunden.

Vor allem sein Akustik-Live-Album „Friday Night in San Francisco“ aus dem Jahr 1981 dürfte bis heute in vielen Plattenschränken und CD-Regalen stehen. Zwei Millionen Mal hat sich seine Fusion-Improvisation mit den Jazzgitarristen Al Di Meola und John McLaughling rund um den Globus verkauft. Dieser Erfolg katapultierte Paco de Lucía endgültig in die Liga der Weltklasse-Gitarristen. Seine Kompositionen für die „Carmen“-Verfilmung des spanischen Regisseurs Carlos Saura halfen, diesen Status zu unterstreichen.

Der Flamenco mit seinen vertrackten Rhythmen und seiner Dramatik ist für ein breites Publikum gewöhnungsbedürftig. Von seinen drei Elementen –Tanz, Gesang und Gitarre – gelang es Paco de Lucía immerhin, die Gitarre zu popularisieren. Schon mit seinem ersten Instrumental-Hit „Entre dos aguas“ von 1973 demonstrierte er seine Offenheit für Kommerzielles, ohne seine Herkunft zu verleugnen. Mit der gefälligen, wie von einer mediterranen Meeresbrise umwehten Instrumental-Nummer schlug er dem Flamenco eine Schneise zu den Strandbars dieser Welt, deren Nachhall bis zu den „Café del Mar“-Compilations unserer Zeit reicht.

Da er in der Provinz Cádiz aufwuchs, kannte Paco de Lucía die Kultur des Flamenco von Kindesbeinen an. Mit fünf lernte er von seinem Vater die ersten Akkorde, und wie seine beiden Brüder strebte er schon früh eine Laufbahn als Musiker an. Gefeiert wurde er an der Seite des 1992 verstorbenen Sängers El Camarón de la Isla, dem Idol einer ganzen Generation. Mit ihm und anderen lokalen Flamenco-Größen nahm er in den 70er Jahren mehrere stilbildende Alben wie „Soy grande por ser gitano“ auf.

Am Dienstag ist Paco de la Lucía im Alter von 66 Jahren an seinem Zweitwohnsitz in Cancún, Mexiko, gestorben. Während er dort am Strand mit seinen Kindern spielte, erlitt er einen Herzinfarkt. DANIEL BAX