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Archiv-Artikel

Atom-Endlager: Immer wieder Niedersachsen

Der Nordwesten könnte als Atom-Müllkippe geeignet sein. Das zeigt eine Studie, die aber keine konkreten Standorte nennt. „Eine ganze Region wird in Angst versetzt“, kritisieren die Grünen. Die Studie lenke von der Endlagersuche ab

Eigentlich ist es eine alte Mär: Die Region mit einer geeigneten Gesteinsformation für ein atomares Endlager könnte irgendwo in Niedersachsen liegen. Für ein beherztes Gähnen hat deshalb gestern bei Experten ein Zwischenbericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) gesorgt. Ergebnis: Drei Viertel der möglichen Standorte in einem Ton-Gestein liegen im Nordwesten.

Nach bereits veröffentlichten Studien über Salz- und Kristallin-Formationen hatte das Bundeswirtschaftsministerium die Behörde 2003 beauftragt, auch Regionen mit Ton-Gestein zu untersuchen. Das Resultat ist eine Deutschlandkarte mit einem breiten Band ohne konkrete Orte, das sich vom Emsland und der Grafschaft Bentheim im Westen Niedersachsens gen Osten bis zur Region Braunschweig zieht. Darunter liegt Ton-Gestein, das möglicherweise geeignet ist. Außerdem zeigt die Karte kleine Tupfer in der Schwäbischen Alb, je eine Region im Allgäu, im Münsterland und in Mecklenburg-Vorpommern.

Die endgültige Fassung des Berichts, der nur auf Literaturauswertungen, nicht auf Probebohrungen basiert, soll Ende des Jahres veröffentlicht werden. „Die Daten sollen der Politik als Entscheidungsgrundlage dienen“, sagt GBR-Endlagerexperte Volkmar Bräuer. Ton habe zwar wie Salz eine relativ geringe Durchlässigkeit, aber den Nachteil, dass er nicht so gut Wärme ableiten kann. Zudem müsse ein Tonschacht in größerer Tiefe aufwändig gestützt werden.

Eine „Salzstudie“ von 1995 hatte gezeigt, dass bundesweit nur vier Salzstöcke als Alternativen zum bereits teilweise erkundeten Schacht in Gorleben in Frage kommen – darunter Wahn im nördlichen Emsland, Zwischenahn im Ammerland sowie Waddekath bei Wittingen im Grenzgebiet zu Sachsen-Anhalt.

„Höchst irritiert“ zeigten sich gestern die niedersächsischen Grünen. „Hier wird eine ganze Region in Angst und Schrecken versetzt“, sagte der atompolitische Sprecher Andreas Meihsies. Der Zwischenbericht nutze „nur denjenigen, die eine neue Endlager-Standortsuche für den deutschen Atommüll verhindern und an Gorleben festhalten wollen.“

Das Bundesumweltministerium sieht in den Zwischenergebnissen keinen Vorentscheid für eine bestimmte Gegend, sondern wartet auf den Endbericht. Minister Sigmar Gabriel (SPD) will bis Ende des Jahres per Gesetz Kriterien für eine neue Endlagersuche festlegen. KAI SCHÖNEBERG