Grass neu lesen, wieso eigentlich?

betr.: „Kommunikatives Beschweigen“, Interview mit Claus Leggewie, taz vom 16. 8. 06

Auch Claus Leggewie ist in seinem Interview unredlich, wenn er meint, die politischen Schriften von Grass müssten neu gelesen werden. Wieso eigentlich? Das, was Grass im Laufe von Jahrzehnten politisch von sich gegeben hatte, mag in dem einen oder anderen Falle falsch gewesen sein, meistens jedoch stimmte es damals so wie noch heute. Und wenn in dem Interview Schieder, Schneider/Schwerte mit Grass auf die gleiche Stufe gestellt werden, ist das schon arg verfälschend. Ansonsten erinnert die ganze Aufgeregtheit an die vor einigen Jahren im „Fall Joschka Fischer“ und der „Achtundsechziger“. Oftmals melden sich dieselben Kritiker am heftigsten zu Wort, wie damals.

Hinzuweisen ist auf das Interview in „Spiegel-Online“ mit Robert Schindel. Vor allem ein sonst differenzierender Konservativer wie Joachim Fest sollte sich das dort Gesagte zu Gemüte ziehen, bevor er Grass wieder Unanständigkeit unterstellt.

WALTER MANZEY, Itzehoe