: Reklame hoch zu Ross
Land vergaloppiert sich bei Werbung für Sportwetten: Firma Bwin wirbt bei den Weltreiterspielen in Aachen, während das Reklameverbot in den Fußballstadien von den Behörden strikt umgesetzt wird
VON MARTIN TEIGELER
Pferde haben es in NRW besser als Fußballspieler. Obwohl das Land Nordrhein-Westfalen in den Fußballstadien ein Werbeverbot für private Sportwetten durchgesetzt hat, tritt „Bwin“ (vormals „Betandwin“) als Sponsor der Weltreiterspiele in Aachen auf. Der seit Wochen von der Politik bekämpfte Marktführer für private Sportwetten wirbt bei den Titelkämpfen auf Reklamebanden und Pferdedecken.
Nach taz-Informationen versuchten die Ordnungsbehörden vor Ort Mitte vergangener Woche, also erst mehrere Tage nach Beginn der Pferde-WM, das Werbeverbot auch bei den Titelkämpfen umzusetzen. „In Aachen hat der Veranstalter allerdings gegen die Verfügung um gerichtlichen Rechtsschutz nachgesucht“, sagt ein Sprecher der NRW-Staatskanzlei auf taz-Anfrage. Laut Michael Mronz, Marketingchef der Weltreiterspiele, hat das Verwaltungsgericht Aachen dem Veranstalter mittlerweile „vollumfänglich“ recht gegeben. Im Klartext: In Aachen ist Bwin-Werbung angeblich erlaubt. Eine Bestätigung durch das Gericht liegt bislang nicht vor.
Auffällig ist, dass die NRW-Behörden etwa im Fußball meist schnell und oft von vorne herein gegen Bwin-Werbung vorgehen. Am vergangenen Freitag etwa durfte Fußball-Bundesligist Werder Bremen im Spiel bei Schalke 04 auf seinen Trikots nicht für den privaten Wettanbieter werben. Man sei von der Bezirksregierung Münster angehalten worden, zu verhindern, dass Bremen Brustwerbung für den privaten Wettenanbieter mache, sagte ein Sprecher der Stadt Gelsenkirchen. In der Schalke-Arena liefen die Bremer Fußballspieler dann tatsächlich ohne das Bwin-Logo ihres Sponsors auf.
Ist Bwin-Reklame also nur in Aachen erlaubt – und sonst nirgendwo in NRW? Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) gilt jedenfalls als Hardliner im Kampf gegen private Sportwetten. Unter seiner Führung hatten die Länderchefs im Juni als Konsequenz aus einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts beschlossen, das staatliche Sportwettenmonopol durchzusetzen – es folgten die Schließung von Wettbüros und ein Werbeverbot für Internetanbieter wie Bwin.
Kompromisslos wird das Werbeverbot seit Wochen gegen weitere Proficlubs im Land NRW umgesetzt. In einem Brief hatte die Behörde von FDP-Innenminister Ingo Wolf den Bundesligavereinen und -städten an Rhein und Ruhr mitgeteilt, dass sie Bwin-Werbung für illegal halte.
Ein übereifriger Polizist soll in Dortmund sogar einen Jogger ermahnt haben, der ein Bwin-T-Shirt trug. Laut Lokalpresse wurde der Läufer von dem Beamten aufgefordert, das Shirt sofort auszuziehen. Erst auf Bitten des Joggers erlaubte ihm die Polizei „ausnahmsweise“, erst nach Hause zu laufen und dort die Oberbekleidung zu wechseln. Vielleicht hätte der Mann ein Pferd dabei haben sollen.