Hisbollah bietet Israel Gefangenenaustausch an. Er wäre falsch
: Entführung darf sich nicht lohnen

Die Bundesregierung macht sich offenbar erneut für einen Gefangenenhandel stark. Das Engagement der Bundesregierung überraschte schon vor zweieinhalb Jahren, als infolge deutscher Vermittlung die Freigabe eines israelischen Drogenhändlers im Gegenzug für hunderte arabische Häftlinge möglich wurde. Das gelungene Geschäft für die schiitischen Terroristen mag mit dazu beigetragen haben, es vor knapp zwei Monaten noch einmal zu versuchen.

Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah gab diese Woche überraschend zu, dass er die beiden israelischen Soldaten nicht entführt hätte, wäre ihm klar gewesen, wie heftig die israelische Armee und Regierung darauf reagieren würden. Damit verschafft er rückblickend der israelischen Offensive eine Rechtfertigung. Das Signal, dass man Israel nicht ungestraft angreifen kann, scheint angekommen zu sein.

Nasrallah wäre in seiner Reue ungleich glaubwürdiger, würde er die beiden Soldaten umgehend bedingungslos auf freien Fuß setzen, wie es das Waffenstillstandsabkommen verlangt. Solange die Waffen schweigen, treibt ihn indes keine Eile. Jeder Tag, den die Geiseln länger in seiner Gewalt sind, zermürbt die Nerven ihrer Angehörigen und derer, die für ihr Schicksal verantwortlich sind.

Unzählige Male wiederholte der israelische Premierminister Ehud Olmert, dass seine Regierung keine Verhandlungen mit den Extremisten, sei es im Libanon oder im Gaza-Streifen, führen werde: eine erbarmungslose Haltung, die vor allem gegenüber den Eltern der drei Soldaten immer schwerer zu vertreten ist. Ein Einlenken, in welcher Form auch immer, ließe Olmert an Glaubwürdigkeit einbüßen. Trotzdem wird ihm vermutlich nichts anderes übrig bleiben, will er die beiden Soldaten retten.

Doch wer Verbrechen belohnt, darf sich indes nicht wundern, wenn wieder Verbrechen begangen werden. Mag sein, dass der Appetit der libanesischen Extremisten gestillt ist, sobald sich der letzte Libanese auf freiem Fuß befindet. Die Palästinenser hingegen hätten gerade mal ihre Vorspeise gehabt, wenn die Geisel Gilad Schalit gegen Häftlinge getauscht wird. SUSANNE KNAUL