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Archiv-Artikel

Die tschechische Bridget Jones

„From Subway with Love“ von Filip Renc

Das junge tschechische Kino hat schon 1996 mit dem internationalen Erfolg von Jan Sveráks „Kolya“ auf sich aufmerksam gemacht, und in diesem Frühjahr hatte Bohdan Slámas „Die Jahreszeiten des Glücks“ in den europäischen Programmkinos ähnlich hohe Zuschauerzahlen. Die Stärke von beiden Filmen liegt in der liebevollen Zeichnung der eigensinnigen Charaktere und in ihrem verschmitzten, eher leisen Humor, und damit stehen sie in der Tradition der Meister des ersten „jungen tschechoslowakischen Kinos“ wie Jiri Menzel und Milos Forman. Deren osteuropäische „Nouvelle Vague“ wurde 1968 durch den Einzug der Truppen des Warschauer Paktes in Prag weitgehend zum Versiegen gebracht, und so hatte es einen hohen symbolischen Wert, als der Regisseur Filip Renc im Jahr 2001 mit seinem Film „Rebelove“ ausgerechnet über diese sowjetische Invasion seines Heimatlandes eine musikalische Komödie machte.

Renc macht keine Filme für Festivals und Cineasten, sondern will an den Kassen seines Landes den Hollywood-Produktionen Konkurrenz machen, und so hat er mit dem 2005 produzierten „From Subway with Love“ eine hemmungslos kommerzielle romantische Komödie gedreht, und wenn dieser Film nicht zu der Reihe „Junges tschechisches Kino auf Deutschland-Tour“ gehören würde, in der bis November insgesamt sieben tschechische Spielfilme in den Kommunalkinos verschiedener Städte gezeigt werden – wenn dieser Film also aus Hollywood, Paris oder London kommen würde, dann wäre er ganz sicher nicht im Programm des der Filmkunst verpflichteten Kino 46 aufgetaucht.

Dies ist die tschechische Antwort auf Bridget Jones, und das macht der Regisseur auch schon mit dem Originaltitel „Román pro zêny`“ deutlich, der wörtlich übersetzt „Ein Roman für Frauen“ lautet. Er basiert auf einem Bestseller von Michael Viewegh, der auch das Drehbuch schrieb. Erzählt wird darin die immer wieder interessante Geschichte einer Frau, die den Mann fürs Leben suchten. Die 23-jährige Laura arbeitete für ein Hochglanzmagazin für Frauen. Sie ist hübsch und weiß auch, dass sie dafür etwas tun muss. Eher mit zärtlichem Spott als mit satirischer Schärfe wird sie als eine nach Haarwaschmitteln, Nagellacken, Hautcremes und Lippenstiften Süchtige beschrieben, deren Badewannenrand so mit Tuben und Fläschchen voll gestellt ist, dass ein männlicher Besucher kaum noch Platz für seine Sektflasche findet. Ihre kleinen Schwächen machen sie nur sympathischer, und so folgt man ihr bei ihren romantischen Abenteuern mit Wohlwollen, auch wenn die Geschichte von der Hälfte an beginnt, merklich durchzuhängen. Da wird dann zu sehr im Stil einer Seifenoper gestritten, getrennt, versöhnt, gestritten, getrennt usw. Aber der Beginn ist amüsant: In allen U-Bahnen von Prag hängen plötzlich Liebesgedichte von einem anonymen Verehrer an eine geheimnisvolle Angebetete, und weil Frauen bei ihren Friseurinnen einfach alles ausplaudern müssen, enthüllt Laura unter der Trockenhaube, dass sie die dort so poetisch Angehimmelte ist. Die Friseurinnen bilden dabei eine moderne (oder besser modische) Version des griechischen Chores, dessen Kommentare allerdings meist aus verdrehten Augen oder spitzen Begeisterungsschreien bestehen.

Laura hat die Auswahl zwischen zwei Männern: der gleichaltrige Rickie ist ein etwas einfältiger Schönling, dem sein Handy und sein Snowboard das Wichtigste auf der Welt zu sein scheinen. Er wird souverän von Oliver ausgestochen, dem Verfasser der U-Bahn-Gedichte. Dieser ist schon über vierzig, glatzköpfig, eher nachlässig angezogen und ich verwette das fürstliche Honorar für diese Kritik darauf, dass er dem Autoren Michael Viewegh erstaunlich ähnlich sieht. Wilfried Hippen