Steile Kurve durch flache Bildschirme

Der Boom der Flachbildfernseher sorgt für hohe Steigerungsraten der Unterhaltungselektronik-Branche. Davon profitiert die Internationale Funkausstellung, die heute eröffnet wird. Die anstehende Mehrwertsteuererhöhung sorgt für Extra-Umsätze

VON RICHARD ROTHER

Nicht nur die Computer-Prozessoren werden immer schneller, auch die Internationale Funkausstellung (IFA) verdoppelt nun ihren Takt. Ab diesem Jahr findet die weltweit bedeutendste Ausstellung für Unterhaltungselektronik jährlich statt. Zuvor hatte sie einen Turnus von zwei Jahren. Die Begründung für diesen Wandel ist einfach: „Die Innovationszyklen in der Branche werden immer kürzer“, sagt Roland Stehle, Sprecher der Gesellschaft für Unterhaltungs- und Kommunikationselektronik (gfu). Sie veranstaltet die IFA gemeinsam mit der Messe Berlin. Für die ständig neuen Produkte brauche man aber einen Marktplatz, so Stehle. Deshalb sei eine jährlich stattfindende IFA mehr als sinnvoll.

Für das diesjährige Herbst- und Weihnachtsgeschäft dürfen sich die Firmen der Branche auf einen Extra-Umsatz freuen. Viele Kunden spielen mit dem Gedanken, etwaige Anschaffungen vorzuziehen, weil die geplante Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 19 Prozent zu Beginn des nächsten Jahres die Geräte teurer machen dürfte.

In der Branche möchte man diesen Sondereffekt allerdings nicht überbewertet wissen. Traditionell gebe es ohnehin einen starken Preisverfall bei Neuheiten, wenn diese in immer größeren Stückzahlen hergestellt und abgesetzt würden, heißt es. Insofern könnte es sein, dass die Kunden bei der Unterhaltungselektronik die Mehrwertsteuererhöhung im kommenden Jahr kaum spüren werden.

Immerhin rechnet die gfu in der Unterhaltungselektronik in diesem Jahr mit einem Wachstum von 10 Prozent; auch im nächsten Jahr soll es noch starke Zuwächse geben – trotz der Erhöhung der Mehrwertsteuer. Für das Wachstum verantwortlich waren unter anderem die neuen Flachbildschirme, die vor der Fußball-Weltmeisterschaft der Herren verstärkt Käufer fanden. Ein schöner Nebeneffekt für Verbraucher: Weil fast nur noch Flachbildfernseher nachgefragt werden, sind die Preise für Röhrengeräte inzwischen deutlich gesunken.

Wichtiges Thema auf der IFA wird das hochauflösende Fernsehen (HDTV) sein, das mit seinem schärferen, detailreichen Bild als marktreife Medienplattform präsentiert werden soll. Beobachter registrieren ein rasch wachsendes Angebot an Programmen und Endgeräten. Die Hersteller wollen viele serienreife Empfänger zeigen. Im vergangenen Jahr ging HDTV in Deutschland zunächst praktisch ohne Zuschauer an den Start, weil die Empfangsgeräte nicht rechtzeitig fertig wurden. Weitere IFA-Themen werden neben dem Heimkino auch mobiles Fernsehen, mobiler Musikempfang und technisch stark aufgerüstete Mobiltelefone werden. Auch Navigationsgeräte sollen wieder vertreten sein.

Bereits heute Abend findet die IFA-Eröffnungsgala im Palais am Funkturm statt – mit dabei sind Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD). Auf dem Messegelände gibt die norwegische Popband a-ha ein Freiluftkonzert, das zugleich der einzige Auftritt der drei Musiker in Deutschland ist. Gegen 22.45 Uhr steigt dann das traditionelle Funkturm-Feuerwerk.