KOMMENTAR: KLAUS IRLER ÜBER DIE INTENDANTEN-DEBATTE: Guter Witz, keiner lacht
Hätte die Idee, das Schauspielhaus und das Thalia-Theater nur noch von einem Intendanten leiten lassen, ein namenloser Hinterbänkler in der Bürgerschaft geäußert, dann hätten alle herzlich gelacht und die Wortmeldung als unqualifizierten Blödsinn freundlich übergangen. Nun aber kommt die Äußerung von Hamburgs neuem Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU), dessen neuer Kultursenator Reinhard Stuth (ebenfalls CDU) nicht sofort gegensteuert, sondern die Idee erstmal im Raum stehen lässt.
Offensichtlich ist, dass eine Generalintendanz kaum Geld spart und stattdessen die Grundidee, zwei Häuser mit unterschiedlichem Profil zu unterhalten, in Frage stellt. Es ist so, als würde Ahlhaus vorschlagen, CDU und SPD sollten sich bei der nächsten Wahl einen Bürgermeisterkandidaten teilen.
Ahlhaus hat keine Ahnung vom Theater und will offenbar im Vorfeld der anstehenden Sparrunde testen, woher und wie stark der Wind weht, wenn er über die Zukunft größerer Kultureinrichtungen nachdenkt. Stuth hat Ahnung vom Theater aber offenbar nicht den Impuls, sich dafür in die Bresche zu werfen. Für einen kürzungsfreudigen Bürgermeister scheint er ein schwacher Gegenspieler zu sein. Zu hoffen ist, dass seine Gegenwehr eine andere Qualität haben wird, wenn die ernsthaften Kürzungsdebatten beginnen.
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