Spaß gehört nicht zum Eishockey

Die Puckjäger aus dem Norden wollen endlich ganz oben angreifen. Mit gegensätzlichen Mitteln: Während die Hamburg Freezers auf flache Hierarchien setzen, holten die Hannover Scorpions den autoritären Haudegen Hans Zach

Die Zeit des Mittelmaßes soll endlich ein Ende haben. Das haben die Hamburg Freezers beschlossen und verkündet. Seit dem Teamtransfer der München Barons nach Hamburg im Jahr 2002 spielen die „Kühlschränke“ in der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Der Ertrag war mager – gerade vor dem Hintergrund, dass die Klubführung mit stattlichen Etats von bis zu 7,1 Millionen Euro in die Spielzeiten startete.

Sie konnte es sich leisten: Der Retortenverein wird nicht zu knapp aus dem Ausland mit Geld gespeist. Zu 70 Prozent gehören die Anteile der Spielbetriebs-GmbH der Anschutz Entertainment Group (AEG) unter Führung des US-amerikanischen Milliardärs Philip F. Anschutz und zu 30 Prozent der Jokerit HC Gruppe um den finnischen Investor Harry Harkimo. Ausgestattet mit dem nötigen Kleingeld erreichten die Freezers zwar jedes Mal die Play- off-Spiele und in der Saison 2003/04 sogar das Halbfinale, aber eben auch nicht mehr. Die durchschnittlich knapp 11.000 Fans pro Heimspiel werden sich nicht ewig mit Mittelmaß zufrieden geben.

Vielleicht müssen die Anhänger aber nur noch gut acht Monate warten. Schließlich gehen die Freezers mit dem klaren Ziel in die Saison, erstmals die Meisterschaft zu gewinnen. Genügend Qualität dürfte das neue Freezers-Team besitzen. „Wir haben uns in allen Bereichen verbessert“, sagt Mike Schmidt. Der 45 Jahre alte Chefcoach ist als Spieler sechs Mal deutscher Meister geworden.

Gleich zu Beginn der vergangenen Saison musste Schmidt um seinen Job bangen. Sein Team legte mit nur einem Sieg in den ersten sechs Spielen einen Fehlstart hin. So etwas werde nicht noch einmal passieren, verspricht er. „Vor einem Jahr häuften sich in der Vorbereitung die Verletzungen, so dass wir in den ersten sieben, acht Spielen immer wieder die Reihen umstellen mussten. Es war keine Zeit, sich einzuspielen“, sagt Schmidt, dessen Stil mit dem des HSV-Trainers Thomas Doll vergleichbar ist. Schmidt begreift sich als Teil des Teams, nicht als jemand, der aus exponierter Position Direktiven gibt.

Der Nordrivale Hannover Scorpions setzt auf Autorität. Neuer Mann an der Bande ist Hans Zach, genannt „der Alpenvulkan“. Zachs Wutausbrüche sind legendär. Der 57-Jährige gewann Anfang der neunziger Jahre drei Mal mit der Düsseldorfer EG den Titel. Von 1998 bis 2004 war der Bayer Trainer der deutschen Nationalmannschaft. Die Scorpions soll er jetzt zu einem DEL-Topteam trimmen.

Die Ansprüche sind gestiegen, nachdem Trainer Kevin Gaudet aus dem Abstiegskandidaten der Serie 2004/05 in der Folgesaison einen Halbfinalisten machte. Unter Zach dürfte fortan ein rauerer Wind wehen. „Ein Eishockeyspieler muss hartnäckig sein, zäh, kampfstark, willensstark“, glaubt Zach. „Spaß gehört nicht zur Mentalität, die man im Eishockey braucht.“

Gleich am ersten Spieltag der neuen DEL-Saison tritt Zach mit seinem neuen Team bei seinem alten an: Am Donnerstag sind die Scorpions bei den Kölner Haien zu Gast. Am Freitag starten auch die Hamburg Freezers mit einem Auswärtsspiel bei den Augsburger Panthern in die Saison.

Das Interesse am Eishockey ist in den vergangenen Jahren in Deutschland wieder gestiegen. Hinter dem Fußball liefert es sich mit Handball und Basketball einen Dreikampf um Platz zwei in der Zuschauergunst unter den Teamsportarten. Einen großen Nachteil hat das Eishockey dabei jedoch: Das traditionelle Aushängeschild Nationalteam ist auf Grund der Chancenlosigkeit im internationalen Wettbewerb keines. Christian Görtzen

Eishockey der Spitzenklasse verspricht in der Hamburger Color Line Arena am 8. November zumindest der Gast der deutschen Nationalmannschaft: der 27-fache Weltmeister Kanada