PRESS-SCHLAG : Der vierteste Spieltag der Liga
SUPERLATIVE Manchmal sind sieben Tore zu wenig für einen Rekord, und 124 Ballkontakte machen noch lange keinen Sieger
Die Bundesliga ist die beste. Beinahe jedes Wochenende hagelt es Rekorde. Ein Superlativ jagt den nächsten. Alle Teams streben danach, mal ganz oben zu stehen in irgendeiner historischen Statistik der Rekordbrecherliga. In Stuttgart waren sich nicht wenige sicher, dass das 7:0 des VfB gegen Borussia Mönchengladbach ein historischer Sieg war. War es aber nicht. Die Schwaben gewinnen durchaus öfter mal mit 7:0. Am Samstag haben sie das schon zum vierten Mal geschafft. Aber auch das reicht nicht zum Superlativ. Der Klub, der in der Bundesligageschichte am häufigsten mit 7:0 gewinnt, ist – wer sonst? – der FC Bayern München. Sechsmal hat der Klub, der am häufigsten in der Bundesligageschichte am Ende einer Saison den ersten Platz belegt hat, schon 7:0 gewonnen. Immerhin hat recht, wer sagt, der Kantersieg (eine der wohl supersten Fußballvokabeln) sei der höchste Sieg des VfB in der Mercedes-Benz-Arena gewesen. Die anderen 7:0-Spiele gewann Stuttgart im Neckarstadion bzw. im Gottlieb-Daimler-Stadion, was zwar irgendwie keine anderen Orte sind, aber eben nur irgendwie.
Für den wahren Superlativ des Spiels sorgte der Verlierer. Das 0:7 war Gladbachs höchste Bundesliganiederlage. Gefreut werden sie sich über dieses historische Ereignis nicht in Mönchengladbach. Da erinnert man sich viel lieber an den höchsten Sieg der Klubgeschichte, der gleichzeitig der höchste Sieg der Bundesliga-Geschichte ist: das 12:0 gegen Borussia Dortmund im Jahre 1978. Oder an die beiden zweithöchsten Siege der Klubgeschichte, die gleichzeitig die vierthöchsten Siege der Bundesligageschichte sind: das 10:0 gegen Eintracht Braunschweig 1984 und das 10:0 gegen Borussia Neunkirchen 1967. Super Zeiten müssen das gewesen sein.
Super finden viele nach dem vierten Spieltag auch, dass Mainz die Tabellenführung übernommen hat. Warum eigentlich? Haben die überhaupt einen Superlativ zu bieten? Freilich: Zum ersten Mal steht ein Vorjahresaufsteiger nach dem vierten Spieltag der Aufstiegsfolgesaison auf dem ersten Tabellenplatz. Und zum ersten Mal hat mit Thomas Tuchel ein erst 37-jähriger Trainer einen Vorjahresaufsteiger an die Tabellenspitze gecoacht.
Lediglich irgendwo im Mittelfeld steht der FC Bayern, obwohl Franck Ribéry mit 21 Torschüssen in dieser Saison bis jetzt am häufigsten aufs Tor geschossen hat. Seine 21 Torschussvorlagen sind ebenfalls Ligaspitze. Bastian Schweinsteiger hat einen Spieltagsbestwert aufgestellt. 124 Ballkontakte hatte er am Samstag, mehr als jeder andere. Geholfen hat es nichts. Beim 0:0 gegen Köln war der Gästetorhüter Faryd Mondragon 45-mal am Ball, mehr als jeder seiner Mitspieler. Wenig kann auch super sein.
ANDREAS RÜTTENAUER