HAMBURGER SZENE VON ROGER REPPLINGER : „Und du?“
Wir sind bei einem Fest. Wir stehen im Garten. Es riecht nach Fleisch, die Jungs grillen. Zwei Frauen treffen sich. Oh, ah, das ist schön, lange nicht gesehen, dabadadadab. Umarmung, Küsschen. Und dann entwickelt sich zwischen Andrea und Gudrun folgender Dialog. Ich wollte nicht indiskret sein, aber es ging zu schnell, um abzuhauen.
Gudrun fängt an: „Lebst du noch in Hamburg?“ Andrea: „Ja, und in England.“ Gudrun: „London?“ Andrea: „Ne, in Sussex. Und du?“ Gudrun: „Wieder hier. Bist du noch mit Peter zusammen?“ Andrea: „Ja.“ Gudrun: „Kinder?“ Andrea: „Ne.“ Kurze Pause. „Und du?“ Gudrun: „Zwei. Junge und Mädchen.“ Andrea: „Schön. Mit Wolfgang?“ Gudrun: „Ja.“ Kurze Pause. „Machst du immer noch Filme?“ Andrea: „Ja.“ Sehr kurze Pause. „Und du?“ Gudrun: „Ich fange gerade wieder mit dem Arbeiten an.“
Uff. Alles Wesentliche gesagt. Telefonnummern werden ausgetauscht, doch über was wollen die beiden sprechen, wo sie doch alles in einer Minute dreißig geklärt haben? Ich glaube nicht, dass mich Sachen wie Partner, Wohnort und Kinder bei einem Freund, den ich jahrelang nicht gesehen habe, interessieren würden.
Eher so Dinge wie ob er gesund ist, ob er noch kickt, und ob er weiß, wie es den anderen geht: dem dicken Jürgen, Volker, Klecks, Semml, dem anderen Jürgen und Michi.