: Her mit dem guten Leben
KAPITALISMUS Die Aktionskonferenz „Care Revolution“ will Missstände sichtbar machen und fordert eine radikale Transformation der Gesellschaft
Nicht nur diskutieren, sondern eine Revolution anstoßen – das hat sich die Aktionskonferenz „Care Revolution“ zum Ziel gesetzt, die am kommenden Wochenende in Berlin stattfindet.
Kern der Veranstaltung ist die Frage nach dem guten Leben: Wie und mit wem wollen wir wohnen? Wie sorgen wir für uns und andere? Wie wollen wir gepflegt werden und wie kann gute Gesundheitsversorgung aussehen?
Profitlogik des Systems
„Wir wollen uns vernetzen, um Missstände aus verschiedenen Blickwinkeln sichtbar zu machen“, sagt Jette Hausotter vom Arbeitskreis Reproduktion, der die Konferenz zusammen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung und dem Feministischen Institut Hamburg organisiert. Das gute Leben stehe oft im Widerspruch zur Konkurrenz und Profitlogik des neoliberalen Kapitalismus. Immer mehr öffentliche Aufgaben würden auf den Einzelnen abgewälzt: Zu viel Arbeit, zu teure Mieten, schlechte Bedingungen in der Pflege – und besonders Frauen seien von der mangelhaften sozialen Infrastruktur betroffen. Jette Hausotter fordert deshalb „eine grundlegende Transformation der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse“.
Herzstück der Konferenz sind Workshops am Samstag, für die die OrganisatorInnen mit knapp 60 Gruppierungen aus ganz Deutschland kooperieren. Hier können sich die TeilnehmerInnen vernetzen und zu verschiedensten Themen austauschen, etwa zum Leben und Arbeiten mit Kindern, zum Recht auf Bildung, Wohnen oder Gesundheit.
Der einzige Vortrag kommt von der feministischen Wissenschaftlerin und Autorin Gabriele Winker, die am Samstagvormittag die Care Revolution als Perspektive thematisiert und über die soziale Reproduktion in der Krise spricht. Ansonsten setzt die Konferenz auf Dialog: „Wir wollen es nicht nur bei der Theorie belassen, sondern die politische Bewegung voranbringen“, sagt Hausotter.
Der Workshop „Politisierung von Sorge und Selbstsorge – Organizing Care!“ beschäftigt sich deshalb zum Beispiel mit der Frage, wie sich die Arbeit der einzelnen Initiativen verbinden und dadurch stärken lässt. Auch deshalb setzt die Konferenz keinen eindeutigen Schwerpunkt: Alle AktivistInnen sollen mitgenommen werden.
Das Interesse an der Veranstaltung ist groß: Nach 400 Zuschriften musste die Anmeldung geschlossen werden. Zusammen mit Musikerin Bernadette La Hengst startet aber am Samstag um 17 Uhr eine „laute und kreative Mitmach-Demo“ vom Franz-Mehring-Platz. „Wir rufen alle dazu auf, die Care Revolution mit uns auf die Straße zu tragen“, sagt Hausotter. HANNAH KÖNIG
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