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Archiv-Artikel

sichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

JÖRG SUNDERMEIER

Am Donnerstag findet eine sehr interessante Veranstaltung im Monarch (Skalitzer Straße 134, 19 Uhr) statt, nämlich eine mit zwei doppelten Renegaten, die aus guten Gründen zu Renegaten geworden sind. Es geht um Klaus Rózsa, Jahrgang 1954, und Wolfgang Seibert, Jahrgang 1947, die sich beide bis in die siebziger Jahre zunächst als linke, sogar militante Linke begriffen, bis sie die ständige Israelkritik innerhalb der Linken an den Rand oder sogar aus der Politik drängte. Inzwischen aber sind die beiden – Rózsa lebt heute als Fotograf in Budapest, Seibert ist der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Pinneberg – wieder aufseiten der Linken unterwegs, wenn sie sich auch längst nicht mit jeder Splittergruppe und jedem Revuluzzermacho gemein machen wollen. An diesem Abend sprechen sie über ihr jüdisches und ihr linkes Selbstverständnis und über ihre heutige Militanz.

Am Freitag geht es dann im Haus der Demokratie und Menschenrechte (Greifswalder Straße 4, 19 Uhr) um die KZ-Einweisung „Asozialer“ und „Berufsverbrecher“ im Nationalsozialismus, um Gesetze gegen die so gebrandmarkten Menschen und um das Fortwirken der damaligen Propaganda bis in die heutige Exekutive hinein – und in weite Teile der Bevölkerung. Die Historikerin Julia Hörath wird zeigen, wie „der Asoziale“ konstruiert wurde, um all jene, die dem kapitalistischen System zum Opfer fielen oder aber die Mitarbeit verweigerten, auszugrenzen und zu brechen. Wörter wie „Vorbeugungshaft“ und „Sicherungsverwahrung“ zeigen noch heute, dass es ein ganz präzises Bild von diesen „Elementen“ der Gesellschaft gibt, das die damalige Stigmatisierung perpetuiert.

Am Sonntag findet ein antimilitaristischer Stadtspaziergang statt, er startet am Mauerdenkmal am Potsdamer Platz (14 Uhr) und soll zu Firmen und Institutionen führen, die Drohnen bauen oder für den Drohnenbau zuliefern. Bekanntlich mögen es diese Waffenschmieden, deren Produkte viele andere überwachen (und töten), nicht, wenn man sie selbst kennt, sie wissen ja bestens, was Überwachung bedeutet. Eine schöne Idee also, diese Firmen mithilfe eines gesunden Spazierens an der frischen Luft öffentlich bekannt zu machen.

Am Dienstag schließlich wird im Mehringhof (Gneisenaustraße 2a, 19 Uhr) über die indigenen Völker Brasiliens gesprochen. Merong Santos Tapurumã (Pataxó), Jocelino da Silveira Quiezza (Tupinikim), Dr. Renate Gierus (Comin), Hans Alfred Trein (Comin-IECLB) und Christian Russau vom FDCL diskutieren über die Situation der indigenen Bevölkerung seit 1968 und über die Perspektiven der bis heute Gegängelten.