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Archiv-Artikel

Sicherheitsfrage

Reisen und Terror

Der 11. September 2001 hat seinen Nachhall auch auf den Tourismus: Er hat vor allem bei Flugreisen dramatische Fantasien in Gang gesetzt. Doch die seit 2001 als permanent angesehene Gefahr von Anschlägen wird in der Touristik nicht als Hauptproblem gesehen. Die Branche leidet mehr unter hohen Ölkosten und der Konsumflaute. Der starke Kostendruck hält an, angeheizt durch Billiganbieter und preisbewusstere Verbraucher. Und der 11. September hat Rationalisierungsprozesse beschleunigt: Seit dem massiven Einbruch der Passagier- und Urlauberzahlen in den Jahren 2002 und 2003 haben Fluggesellschaften und Reisekonzerne ihre Geschäftsprozesse geändert. Sie setzen nun auf mehr Informationstechnologie in internen Arbeitsabläufen, weniger Personal, mehr Internetbuchungen.

Die Reisenden nehmen die Unsicherheit inklusive in Kauf, doch sie zögern bei einigen Destinationen. England und die USA gehören zu den Verlierern der aktuellen Entwicklung. Auch in den arabischen Ländern wollen Deutsche in Zukunft weniger Urlaub machen. Damit reagieren die Urlauber im Sinne eines häufig propagierten Lagerdenken: hier die USA mit ihrem Verbündeten England, dort die muslimische, genauer arabische Welt mit den Krisenherden Irak und Naher Osten.

Der Tourismus in die arabische Welt hat sich gewandelt: Die als sicher geltenden Golfstaaten profitierten von den Attentaten, während das aufblühende Pflänzchen Tourismus im Libanon durch den Krieg zunächst wieder von der touristischen Landkarte verschwunden ist. Doch seit dem 11. September tauchen arabische Länder verstärkt in den Medien auf. Das hat nicht nur die Phobien gegenüber diesen Ländern erhöht, sondern auch das allgemeine Interesse an ihnen. Kein Wunder, dass immer mehr Reiseveranstalter Länder wie Syrien, Jordanien und Jemen in ihre Programme aufnehmen.

Denn die Bundesbürger lassen sich auch nach den jüngsten Anschlagsversuchen und Anschlägen in der Türkei nicht in ihrem grundsätzlichen Reiseverhalten beeinflussen. 62,2 Prozent der Deutschen werden ihr Reiseverhalten auch nach den vereitelten Anschlägen am Flughafen London nicht verändern. 70,6 Prozent der Befragten sprachen sich allerdings für intensive Sicherheitskontrollen an den Flughäfen aus und sind dafür auch bereit, Check-in-Zeiten zwischen zwei und drei Stunden in Kauf zu nehmen. Dies ermittelte das Online-Reiseportal travelchannel.de in einer Blitzumfrage.

Global wie der internationale Tourismus operiert auch der internationale Terror. Terror und Tourismus – eigentlich haben sie nichts miteinander zu tun. Und doch dient der Tourismus dem Terror überall auf der Welt als Ziel. Anschläge auf touristische Einrichtungen haben zwei unschlagbare Effekte: einen politischen – sie schaden der einheimischen Wirtschaft und damit der Regierung – und einen medialen – sie haben einen hohen Aufmerksamkeitsgrad in der gesamten Weltöffentlichkeit.

Die Zielgebiete trifft das hart: Zu Recht ist das Auswärtige Amt mit Reisewarnungen vorsichtig. Diese berechtigen nicht nur die Urlauber zur kostenlosen Stornierung einer bereits gebuchten Reise, sie stigmatisieren behördlich autorisiert auch das entsprechende Land, wenn auch nur kurzfristig – der ökonomische Schaden ist immens.

EDITH KRESTA

www.auswaertiges-amt.de