: Ende des Traumstarts
Gummersbach will nach der ersten Saisonniederlage in der Handball-Bundesliga nicht die gute Laune verlieren
FLENSBURG taz ■ Die riesige Tasche geschultert, erreichte Gudjon Valur Sigurdsson als einer der letzten Handballprofis den Mannschaftsbus des VfL Gummersbach. Mit erkennbarem Grimm resümierte der isländische Linksaußen die zurückliegenden 60 Minuten: „Fast alles“ habe gefehlt im Vergleich zu diesem triumphalen Sieg am Mittwoch in Kiel, hadert der Kapitän mit der Leistung seines Teams, „die Einstellung, wir hatten so viel Platz in der Deckung, das Tempo war viel niedriger.“ Auch die Gesichter seiner Kollegen verrieten große Enttäuschung nach der ersten Saisonniederlage, „es fehlte einfach der Biss“, sagte Torwart Christian Ramota nach dem 29:36 (13:16) beim freilich stark aufgelegten Vizemeister SG Flensburg-Handewitt.
„Wir waren gar nicht richtig da“ – so beschrieb VfL-Trainer Alfred Gislason die Verfassung seines Teams in der mit 6.100 Zuschauern ausverkauften Campushalle, die erneut ihren Ruf als „Hölle Nord“ unterstrich. Während Ex-VfLer Frank von Behren, der im Sommer an die Förde gewechselt war, mit drei frühen Toren aus dem Rückraum seine Motivation unter Beweis stellte, stotterte die zuletzt so gut geölte VfL-Maschine an vielen Stellen. Die Abwehr kam vor allem mit dem wuseligen SG-Dirigenten Ljubomir Vranjes nicht zurecht. Vor allem aber haperte es im Rückraum. Darüber, dass der eben erst von einer Oberschenkelverletzung genesene Linkshänder Alexis Alvanos schon in Minute Sieben auf dem Fuß eines Flensburgers umknickte und nun (wahrscheinlich mit einer Bänderdehnung) wochenlang ausfällt, ärgerte sich Gislason besonders, „weil er nicht getapet war, wie ich es angeordnet hatte“. Zwar ersetzte der serbische Neuzugang Milan Vucicevivs den Griechen mit fünf Toren mehr als ordentlich. Da er aber noch nicht die Spieltaktiken beherrscht und zudem sein Landsmann im Rückraum, Momir Ilic, diesmal seine Mitspieler mit seltsamen Laufwegen irritierte, war der VfL im Angriff bieder.
Klubchef Hans-Peter Krämer wollte die Niederlage „nicht schönreden“. Aber seine Bilanz der ersten fünf Spiele fiel positiv aus. „Wir hätten, da die Mannschaft ganz neu ist, auch mit 2:8-Punkten starten können, jetzt haben wir 8:2-Punkte.“ Zudem seien die erzielten Auswärtspunkte bei großen Gegnern entscheidend, so der VfL-Aufsichtsrat, „und da haben wir mit dem Sieg in Kiel schon zwei Punkte vorgelegt“. Bevor Kapitän Sigurdsson den Bus bestieg, um die siebenstündige Rückfahrt in Angriff zu nehmen, brummte er: „Hoffentlich werden wir die gute Laune, die wir heute verloren haben, am Mittwoch in Wetzlar zurückholen.“ Ein Hinweis darauf, dass man in Gummersbach auch nach der ersten Saisonniederlage einen verstohlenen Blick wirft auf die Ligaspitze. ERIK EGGERS