KOMMENTAR: SVEN-MICHAEL VEIT ÜBER DIE S-BAHN NACH NORDEN
: Fatales Nadelöhr im Schienennetz

Dass eine weitere S-Bahn in der Metropolregion sinnvoll ist, versteht sich von selbst

Große Visionen haben oft einen Nachteil: Sie platzen bei der ersten Nagelprobe. Und deshalb sind auch die Bahnplanungen zwischen Hannover und Dänemark reines Stückwerk. Der nun mit Nachdruck forcierte Einsatz für eine S-Bahnstrecke im Nordosten Hamburgs ist da nur ein Puzzleteil – aber es ist ein entscheidendes.

Ohne die eigenen Gleise für eine S-Bahn zwischen dem Hamburger Hauptbahnhof und – perspektivisch – Lübeck wäre die Fehmarnbelt-Querung eine Investitionsruine. Und das schnelle Y in der Lüneburger Heide für die ICEs zwischen Hamburg, Bremen und Hannover wäre überflüssig. Denn das Nadelöhr im Osten Hamburgs würde den Verkehr begrenzen.

Dass eine weitere S-Bahn in der Metropolregion sinnvoll ist, versteht sich von selbst. Die nach Stade ist ein voller Erfolg, die nach Lübeck wäre es auch.

Aber die Bahngleise nördlich von Hamburg bis nach Fehmarn sind ausgelastet. Nach dem Brückenschlag über den Belt – so ökonomisch unsinnig und ökologisch schwachsinnig er auch ist – könnten sie die vorhergesagten zusätzlichen 78 Güterzüge nicht aufnehmen. Wer also 20 Kilometer Betonstelzen auf die Ostsee stellen will, muss bereit sein, die Verkehrsprobleme zu lösen, die dadurch entstehen.

Das Motto „Global denken, lokal handeln“ funktioniert auch andersherum: erst regional denken, dann überregional handeln.