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Archiv-Artikel

Oratorio bis Plan B

Der Düsseldorfer „altstadtherbst“ kommt – und mit ihm Aurélia Thierrée, die Enkelin Charlie Chaplins

Die als „längste Theke der Welt“ bekannte Düsseldorfer Altstadt wird auch in diesem Herbst wieder kulturell verfeinert. Ab heute bis zum 1. Oktober zeigt die Rheinstadt „Mit Leib und Seele“, so das Motto, rund 60 Veranstaltungen von Tanztheater bis Oper, von Video-Avantgarde bis Akkordeon-Jazz.

So abwechslungsreich und unkonventionell wie das Programm sind auch die Spielorte: Neben dem Theater- und Konzertzelt am Burgplatz öffnen auch Kirchen, Kneipen und Industrieräume für den „altstadtherbst“. Passend zum Papstbesuch wird die gläubige Fangemeinde zum Auftakt mit dem „Messiah“ von Georg Friedrich Händel besänftigt.

Dann geht es mit schwereloser Raumakrobatik aus Frankreich weiter: Die Compagnie „Cie 111“ und der New Yorker Avantgarde-Regisseur Phil Soltanoff lassen als „Plan B“ mit einer Mischung aus modernem Zirkus, Tanztheater und kunstvoller Illusion eine poetische Welt entstehen, in der Alltag und Mysterium Hand in Hand gehen. Im Spannungsverhältnis zwischen formaler Strenge und Spontaneität verbinden sie Geometrie und Musikalität mit wortloser Kommunikation, sowie mit der Spielfreude des experimentellen Theaters.

Orient meets Okzident, Sufi trifft World-Beat: Der türkisch-kanadische DJ und World-Beat-Musiker Mercan Dede mischt mit seiner Band „Secret Tribe“ alt-orientalische Sufi-Musik mit sphärischen Ambient-Sounds der digitalen Welt des 21. Jahrhunderts. Begleitet werden sie bei ihrer Mixtur von der Derwisch-Tänzerin Tanya Evanson, die die Klänge in Körpersprache übersetzt.

Der geheime Star des altstadtherbstes ist Aurélia Thierrée, die Enkelin Charlie Chaplins. Sie präsentiert mit „L‘Oratorio d‘Aurélia“ ein traumhaftes Illusionstheater, in dem Möbel zum Leben erwachen, Kleider fliegen lernen und nichts so ist, wie es scheint.

Unbefangen experimentiert und improvisiert eine junge, wilde und kreative Generation nationaler und internationaler Nachwuchskünstler: „Frischzelle“ heißt die Plattform, die das möglich macht. Musik, Video, Tanz, Medienkunst und Literatur mit Gästen beispielsweise aus Norwegen, Wien und Prag sowie aus der Elektro-Szene Pekings.

Zum Abschluss vereint die „Reunión Flamenca“, das sind der Gitarrist und Komponist Gerardo Núñez und die Tänzerin Carmen Cortés, Jazz und Flamenco zu einer temperamentvollen Fiesta. NINA SELZER

www.altstadtherbst.de