Stefan Heym kommt auf Englisch hinter Gitter

HILFE Zum Tag des Flüchtlings übergibt die Linke dem Abschiebeknast eine Bücherspende

Abschiebehäftlinge in Grünau können ihre reichliche Freizeit in Zukunft besser nutzen. Die Linke übergibt am heutigen Tag des Flüchtlings dem Abschiebeknast Grünau rund 200 Bücher in englischer, französischer und vietnamesischer Sprache für eine Bibliothek. Prominenteste Spenderin war Inge Heym, Witwe des Schriftstellers Stefan Heym. Sie spendete englische Übersetzungen der Werke ihres 2001 verstorbenen Mannes.

„Die Idee entstand, als ich vor wenigen Monaten den Gewahrsam besuchte“, sagt die Abgeordnete Minka Dott. „Wir berieten mit der Anstaltsleitung, wie wir das Leben der Abschiebehäftlinge verbessern könnten.“ Die ursprüngliche Idee, den kargen Innenhof zu bepflanzen, wurde wieder verworfen, weil der zu groß gewordene Abschiebeknast derzeit einen kleineren Standort sucht. Von den 240 Haftplätzen sind derzeit nur gut 40 besetzt.

In der Hafteinrichtung gibt es bereits eine Bibliothek: ein Weihnachtsgeschenk der Grünen von 2003. Doch viele Bücher sind laut Dott verschlissen und veraltet. Zudem fehlten Bücher in vietnamesischer Sprache. Rund die Hälfte der Abschiebehäftlinge stammt aus Vietnam.

Sowohl der katholische als auch der evangelische Seelsorger, die in Köpenick Zugang zu den Abschiebehäftlingen haben und ihre Sorgen gut kennen, begrüßen die Initiative. „Die Leute haben kaum Beschäftigungsmöglichkeiten. Wir begrüßen alles, was das ändert“, sagt Martin Stark vom katholischen Jesuiten-Flüchtlingsdienst. Vietnamesisch und Englisch seien viel gesprochene Sprachen in Grünau. Sein evangelischer Kollege Bernhard Fricke fordert, den Zugang der Häftlinge zu der Bibliothek zu verbessern. Bisher müsste ein Abschiebehäftling warten, bis ein Sozialarbeiter Zeit hat, mit ihm dorthin zu gehen. Fricke: „Das ist nicht praktikabel. Die Bibliothek wird darum kaum genutzt.“ Außerdem bräuchten die Abschiebehäftlinge einen Internetzugang.

Diese Forderung stellen auch die Grünen. Vor zwei Jahren schrieben sie dazu einen Brief an den Polizeipräsidenten. Doch bis heute habe man, so die Abgeordnete Canan Bayram, nicht einmal eine Antwort erhalten.

MARINA MAI