: Vater der Homobewegung
Weggefährte, Kämpfer, Professor, Antifaschist: Andreas Meyer-Hanno ist im Alter von 74 Jahren gestorben
Die bundesdeutsche Homobewegung, die in ihren öffentlichen Formen erst Anfang der Siebzigerjahre auf die gesellschaftliche Bühne trat, hatte keine Vaterfiguren – und musste diese selbst hervorbringen. Andreas Meyer-Hanno, selbst gesegnet mit einem liebevollen Elternhaus, war einer dieser Väter.
1932 in Berlin geboren, begann er 1949 Theater- und Musikwissenschaften zu studieren. Bis in die Neunziger hinein arbeitete er als Opernregisseur und Hochschullehrer, insgesamt Jahre der Wanderschaft mit Stationen wie Wuppertal, Karlsruhe, Braunschweig und Frankfurt am Main.
Vorzüglich wurde sein Leben freilich durch sein politisches Engagement in der Schwulenbewegung seit ihrer Geburt 1971. Er, im privaten Kreis Hannchen genannt, „weil das sächlich klingt“, war entscheidend bei der Initiative für ein „Mahnmal Homosexuellenverfolgung“ in Frankfurt am Main engagiert. Das Bundesverdienstkreuz wurde ihm für sein homopolitisches Engagement zuerkannt – nicht zuletzt auch für den Verein „Homosexuelle Selbsthilfe“, einem Netzwerk für schwule Projekte, wie für die durch sein Privatvermögen ermöglichte „Hannchen-Mehrzweck-Stiftung“.
Meyer-Hanno, der sich Anfang des Jahres glücklich der Initiative Queer Nations zum Wiederaufbau des von den Nazis zerstörten Magnus-Hirschfeld-Instituts als Kurator anschloss, starb am 7. September an den Folgen seiner Krebserkrankung. Er war jener Vater für viele schwule Männer der Homobewegung, die diese selbst nicht hatten: Er war ein mächtiges Vorbild wie liebevoller Freund, ein bis zuletzt kraftstrotzend wirkender Mann. Er sagte: „Die Arbeit an der Aufklärung ist mühsam. Und lustvoll. Deshalb lohnt sie sich.“ JAF