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Archiv-Artikel

Suche nach den Mitlebewesen

WILDPARK Im Süden Hamburgs gibt es im Wildpark Schwarze Berge eine besondere Landschaft zu entdecken. Beim Spaziergang durch die naturnahen Gehege in den Harburger Bergen trifft man vor allem heimische Wildtierarten

Wildparks sind vor allem dazu da, dem durch die Verstädterung von der Natur entfremdeten Menschen die Natursehnsucht zu stillen

VON LENA KAISER

Wer das Ungestüme sucht, ist in einem Wildpark eigentlich an der falschen Adresse. Es ist ja auch ein Widerspruch in sich – Wildpark. Mit guten Gründen könnte man sogar sagen, dass der Wildpark Schwarze Berge im Süden von Hamburg gerade nicht mit dem Wilden, dem exotischen lockt. Da sind das heimische Rotwild und die wolligen Wisente, die einem aus der Hand fressen oder die freilaufenden Hängebauchschweine, die merkwürdig willenlos am Wegesrand stehen und sich von jedem daherspazierenden Besucher betätscheln lassen.

Im Streichelzoo kommt man der Sache allmählich auf die Spur. Die Luft scheint an diesem ersten warmen Sonntagnachmittag in diesem Jahr irgendwie raus zu sein. Den Ziegen braucht man jedenfalls nicht mehr mit einer ausgestreckten Hand voll Futter zu kommen. Der Boden ist schon übersät von unberührten und zertrampelten Wildtierpellets, die man hier an jeder Ecke für einen Euro aus dem Automaten ziehen kann. Immerhin lässt sich hier und da noch einer der Vierbeiner das Fell kraulen.

Wenn es nur die Tiere wären – Waschbären, Waldkauze und Wildkatzen gäbe es ja auch im Zoo. Auf den ersten Blick beeindruckt hier aber auch das 50 Hektar große Gelände. Hier fügt sich eine in dieser Frühlingssonne fast idyllische Parklandschaft in einen für Norddeutschland bemerkenswert zerklüfteten Höhenzug. Buchenwälder treffen auf Äcker und Heidelandschaft. Eingehender erleben kann man die auch in den nahe gelegenen Naturschutzgebieten Fischbeker Heide oder in Rosengarten.

Während im Tierpark Hagenbeck immer noch ein Gehege auf das andere folgt, ist das Gelände des Wildparks mit gewundenen Waldwegen durch die hügelige Landschaft immer noch so weitläufig, dass man hier und da nach den Mitlebewesen suchen muss. Die Otter und Dachse haben sich an diesem Tag jedenfalls vor den Besuchern versteckt.

Nüchtern betrachtet, sind Wildparks vor allem dazu da, dem durch die Verstädterung von der Natur entfremdeten Menschen die Natursehnsucht zu stillen. Deshalb steht hier in den Harburger Bergen neben dem Naturerleben auch eine praxisnahe Umwelterziehung auf der Programm. Mit der Familie oder in Gruppen kann man sich da auf die Pirsch begeben, Waschbären und das Wolfsrudel füttern oder Frettchen an der Leine ausführen – und das nicht nur im Frühjahr.

Der Braunbär, der inzwischen seit fünf Jahren im Wildpark zu Hause ist, liegt träge auf dem Sandboden. Er hat sich unter der Brücke auf dem Rücken in Stellung gebracht und blickt erwartungsvoll zu den Besuchern hoch. Zwei Männer werfen ihm Futter auf den dicken Bauch. Hin und wieder schnappt er zu und schiebt sich einen Bissen ins Maul. „Hier ist doch füttern verboten“, merkt eine Frau im Vorbeigehen vorwurfsvoll an. Offenbar zu leise, es kommt keine Reaktion.

An einer Lichtung im Wald, vorbei an den Wildschweinen, vorbei auch an dem kleinen Haus, in dem die Fledermäuse durch einen abgedunkelten Raum flattern, läuft gerade eine Vogelshow. Eulen und Bussarde rauschen über die Köpfe der Zuschauer hinweg. Einem kleinen Jungen hat es die Sprache verschlagen, als einer der Raubvögel auf seinem Arm landet.

Ein paar Ecken weiter kann man an einem Feuer Würstchen grillen. Hungrig muss ohnehin keiner durch den Park spazieren: Gleich am Eingang, noch bevor der Rundgang losgeht, passiert man den Kantinenbereich. Dort kann man auf der Sonnenterrasse sitzen und Pommes, Bratwurst oder Crêpes essen. Wer dagegen etwas tiefer ins Portemonnaie greifen will, geht ins gerade renovierte Restaurant. Und Pausen für ein Picknick kann man auf dem Gelände sowieso einlegen – und dabei die Tiere beobachten oder einfach das Landschaftsgebiet der Harburger Berge genießen.

täglich 9 bis 17 Uhr, ab April 8 bis 18 Uhr. Eintritt: 9 Euro, Kinder unter 15 Jahren 7 Euro. Hunde sind an der kurzen Leine erlaubt

www.wildpark-schwarze-berge.de