Mehr regenerativer Strom bei mehr Wind

Schleswig-Holsteins Netzbetreiber E.on will Windanlagen nicht mehr die Leitung kappen, wenn es stärker weht. Bislang wurde das mit Überlastung begründet. Den Windmüllern gingen dadurch jährlich Millionen verloren

Durch das schleswig-holsteinische Stromnetz soll mehr Windstrom fließen. Der E.on-Konzern will seine Stromleitungen technisch aufrüsten und damit die Kapazität zeitweise um bis zu 50 Prozent erhöhen, teilte das Unternehmen gestern mit. Damit müssten die Windkraftanlagen im nördlichsten Bundesland seltener und kürzer abgestellt werden, weil sie zu viel Strom einspeisen und das Netz zu überlasten drohen.

Die Betreiber von Windenergieanlagen klagen seit langem darüber, dass Netzbetreiber E.on gerade bei starkem Wind die Stromeinspeisung stoppt. Damit gingen der Windenergie-Branche jedes Jahr Millionenbeträge verloren, hat der Bundesverband Windenergie errechnet. E.on verwies bislang auf die drohende Überhitzung der Kabel bei hoher Stromeinspeisung.

Bei einem Feldversuch, in den E.on bereits vier Millionen Euro investiert hat, soll nun die Temperatur der Leitungen in Nordfriesland fortlaufend gemessen werden. Bei kaltem Wetter und bei starkem Wind werden die Leitungen gekühlt, so dass nicht allein die durchlaufende Strommenge die Temperatur bestimmt. Das ermöglicht eine kontrollierte und stärkere Auslastung der Leitungen.

Schleswig-Holstein deckt rund 30 Prozent seines Strombedarfs aus Windkraft und damit mehr als jedes andere Bundesland. Die Windenergieanlagen zwischen Nord- und Ostsee können rund 2.300 Megawatt Strom produzieren; bis zum Jahr 2008 sollen weitere 200 Megawatt dazukommen. „Mit der neuen Technik des Freiland-Monitorings leistet E.on einen wichtigen Beitrag zur Sicherung und zum Ausbau des Windkraft-Standorts Schleswig-Holstein“, sagte Wirtschaftsminister Dietrich Austermann (CDU). Das gelte besonders für den Ersatz älterer Anlagen an Land durch neuere, stärkere Windkraftwerke.

Als „ersten Schritt in die richtige Richtung“ wertete der Bundesverband Windenergie das Umschwenken des Konzerns. „Damit erfüllt nun auch E.on internationale Standards, die etwa in Großbritannien, Irland oder den Niederlanden gang und gäbe sind“, sagte Vizepräsident Hermann Albers. „Bei kälterer Witterung oder viel Wind passt eben mehr Strom durch die Leitungen.“ DPA/TAZ