Leukämiefälle
: Gabriel will blind bleiben

Wer nichts sehen will, bleibt blind. Das Urteil der Bundesregierung, überbracht von Umweltminster Sigmar Gabriel (SPD), ist für die Eltern der an Leukämie gestorbenen oder erkrankten Kinder ein Schlag ins Gesicht. Seit den tragischen Erkrankungen hat es viele, auch wilde Spekulationen gegeben: Von Experimente für eine neue Reaktorlinie war die Rede, oder sogar von einem fehlgeschlagenen Versuch mit Kleinst-Atomwaffen.

Kommentarvon KAI SCHÖNEBERG

Fakt ist, dass bis heute nicht erklärbar ist, wie der Brand im GKSS-Forschungszentrum ausgelöst wurde, weil die Protokolle der Feuerwehr auf mysteriöse Weise vernichtet sind. Ebenso Fakt ist die hohe Krebsrate in der Umgebung. Wenn Gabriel zugibt, dass im GKSS „Reaktorsicherheitsforschung“ betrieben wurde, aber gleichzeitig nichts zu den Kügelchen aus Uran-Spaltprodukten sagt, die in der Nachbarschaft zu finden sind, bezeugt das seine Bedenkenlosigkeit. Ärzte gegen den Atomkrieg, unabhängige Experten und die Bürgerinitiative haben erst im April weitere künstliche Radionuklide nachgewiesen.

Gabriels Abbügeln der Bedenken ist beunruhigend. Der SPD-Minister, der derzeit versucht, seinen Vorgänger und AKW-Kritiker Trittin vergessen zu machen, bestätigt damit nur Ängste über seinen künftigen Umgang mit der Atomenergie.