: Schüler geben Contra
Um sich gegen Propaganda von „Pro Köln“ zu wehren, werden Gymnasiasten gegen Rassismus aktiv
In der Thusneldastrasse in Köln-Deutz wurde gestern gefeiert. Das dortige Gymnasium erhielt bei einem feierlichen Festakt den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ (SOR-SMC). Möglich wurde dies, weil über 70 Prozent aller Lehrer und Schüler eine entsprechende Erklärung unterschrieben haben und sich jetzt intensiv dem Thema widmen wollen.
Auslöser des antirassistischen Engagements der SchülerInnen war im April diesen Jahres ein Flugblatt der rechtsextremen so genannten Bürgerbewegung „Pro Köln“. Das Pamphlet wurde auch vor dem Eingang des Deutzer Gymnasiums verteilt. Unter der Überschrift „Deutschland ist geil“ wurde darin mehr oder weniger offen über braune Inhalte schwadroniert. Gegen diese Provokation wollten einige SchülerInnen etwas unternehmen. Fündig wurden die Gymnasiasten bei der „Aktion Courage“, die etwa zwei Mal im Monat den begehrten Titel bundesweit an Schulen verteilt. Eine Metallplatte wird ab heute das Gymnasium in Deutz als SOR-SMC-Schule schmücken.
Eines der Projekte wird ein Straßentheater sein, erzählt der Schülersprecher und Mitinitiator Lars Repp. Vier Schüler, die sich als Neonazis ausstaffieren, werden einen Mitschüler, der aufgrund seines Aussehens als Jugendlicher mit Migrationshintergrund zu erkennen ist, durch belebte Deutzer Straßen jagen. Dieses Theater soll Bürger zum Eingreifen animieren.
Außerdem haben sich Schüler der Oberstufe zusammen gefunden, um Unterrichtsmaterialien zu erstellen. Kindgerecht soll den unteren Klassen vermittelt werden, was Rassismus ist. Bislang, so Lars Repp, werde dieses Thema erst ab der Klasse 10 behandelt. Einige Lehrer hätten bereits eingewilligt, dass nach den Herbstferien Jugendliche Kinder unterrichten können.
Pate der Aktionen ist niemand geringeres als Bundesliga-Zweitligist 1. FC Köln. Schülersprecher Lars Repp will so SchülerInnen ansprechen, die dem Thema Antirassismus nicht so aufgeschlossen sind. Eine Autogrammstunde könne auch bei latent rechten Schülern Wunder wirken.
Deutz ist, so erklärt der 17-Jährige, zwar der einzige rechtsrheinische Teil der Innenstadt, aber ansonsten ein ganz normales Veedel. Keine Neonaziszene treibe hier ihr Unwesen. Nur der Jugendbeauftragte von „Pro Köln“ wohne quasi neben der Schule. Aber ihm habe man ja letztlich die nun erhaltene Ehrung zu verdanken. LUTZ DEBUS