piwik no script img

Archiv-Artikel

Verfahren gegen Giftschiff

Nach Greenpeace-Blockade: Estland verfolgt Urheber der Elfenbeinküste-Katastrophe

STOCKHOLM taz ■ Im estnischen Ostseehafen Paldiski hat Greenpeace gestern die Blockade der „Probo Koala“ fortgesetzt. Das „Giftschiff“, das durch die Umweltkatastrophe in der Elfenbeinküste zu trauriger Berühmtheit gelangt war, hatte bereits am 15. September in Paldiski angelegt. Gestern eröffnete die estnische Justiz ein Ermittlungsverfahren gegen Schiffsführung und Reederei. Die Begründung: In Laderäumen des „Giftschiffs“ habe man womöglich Reste der Giftladung gefunden, die der Tanker im Sommer in der Elfenbeinküste abgeladen habe.

Obwohl lokale UmweltaktivistInnen sofort an die Regierung in Tallinn appelliert hatten, das berüchtigte Schiff am erneuten Auslaufen zu hindern, war nichts geschehen, bevor am Montag die Greenpeace-Blockade startete. Estlands Regierung hatte sich auf den Standpunkt gestellt, keine juristische Handhabe gegen die „Probo Koala“ zu haben, und gab an, auch seitens der EU-Kommission nicht zum Einschreiten veranlasst worden zu sein. Das „Giftschiff“ hätte vermutlich auch Paldiski ungehindert wieder verlassen, hätte nicht in letzter Minute das Greenpeace-Schiff „Arctic Sunrise“ die Hafenausfahrt blockiert.

Der Däne Jacob Hartman, Greenpeace-Sprecher für Giftmüllfragen, kritisiert die 12 Tage lang untätige Regierung in Tallinn und die EU-Kommission: „Es gibt Gesetze und Vorschriften, aber tatsächlich werden diese nicht angewendet und die Übeltäter schlüpfen durch die Maschen, weil es an einer internationalen Koordination fehlt.“ Das Schiff hätte nach Einlaufen in einen EU-Hafen umgehend zu Beweiszwecken beschlagnahmt und der Kapitän vor Gericht gestellt werden müssen. Vor allem, da dieser Tanker in Paldiski alles andere als unbekannt sei. Bereits im Juli hatte die „Probo Koala“ hier festgemacht und ähnlich wie vorher bereits in Amsterdam versucht, die dann später in der Elfenbeinküste abgesetzte Giftladung loszuwerden. Weil der Reederei allerdings die Gebühren dafür zu hoch waren, hatte es unverrichteter Dinge wieder abgelegt. REINHARD WOLFF