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Archiv-Artikel

Naturschützer verhindern Solarkraftwerk

Bayerische Gemeinde stoppt das Großprojekt. Begründung: Naturschutz, aber auch Groll auf den Investor

MÜNCHEN taz ■ Grüne sind Freunde der Solarkraft – sollte man meinen. In der mittelfränkischen Gemeinde Adelsdorf ist das anders, eine zwanzig Hektar große Solarkraft-Anlage sollte hier entstehen, von 40 Millionen Euro Investitionssumme und einhundert Arbeitsplätzen war die Rede. Bei Tageslicht hätten die 10 Megawatt Leistung bis zu 1.700 Haushalte mit Strom versorgt. Jetzt ist das Projekt gescheitert – am Widerstand der Bürger, des Bundes Naturschutz und an den Gemeinderäten der SPD und von den Grünen.

Befürworter des Solarprojekts war – einigermaßen ungewöhnlich – die CSU. Gemeinsam mit Bürgermeister Armin Goß (CSU) und den Freien Wählern hatten die Schwarzen in Adelsdorf die grüne Fahne der regenerativen Energie hochgehalten, doch vergebens. Angesichts der Diskussionslage im Gemeinderat und vor allem wegen eines drohenden Bürgerbegehrens gegen die notwendige Änderung des Flächennutzungsplans zog der Bauherr selbst vor einigen Tagen seine Anträge zurück.

Zu Recht, wie etwa SPD-Rat Jürgen Friede meint: „Man muss behutsam mit unserer Landschaft umgehen“, die bis zu fünf Meter hohen Solarelemente wären ein zu massiver Eingriff gewesen, um das ohne weitere Beratungen zu beschließen. Adelsdorf liegt im Aischgrund, einem Gebiet zwischen Nürnberg, Fürth und Würzburg, das durch kleinteilige Landwirtschaftsbetriebe geprägt ist, durch Teiche und kleine Bachläufe.

Ein schützenswertes Fleckchen Erde, das weiß auch Bürgermeister Goß, und dennoch ist er sauer über die Naturschützer in seinem Gemeinderat. „Natürlich hätte die Anlage etwas verändert, aber die Solarelemente hätten keinen Lärm gemacht oder gar den Boden verschmutzt.“ Für Goß ist auch das Argument „Vogelschutz“ nicht stichhaltig, so würden ja auch im unterfränkischen Solarkraftpark Arnstein zahlreiche Vögel nisten, wie sich bei einem Infobesuch gezeigt habe. Ursache für die Ablehnung bei den Solargegnern sieht der Bürgermeister überhaupt weniger im Naturschutz als viel mehr beim Ärger über den Bauherrn.

Der ist kein Unbekannter am Ort und in der Solarbranche: Olaf Fleck war ehemals Vorsitzender des Bundesverbandes für Solarindustrie (BSI) und ist Chef des Solarenergie-Unternehmens „Sunset Energietechnik GmbH“, das seinen Hauptsitz in Adelsdorf hat. Fleck wohnt selbst am Ort, sein Lebensstil dürfte wohl Hauptgrund für die störrische Haltung bei manchen Gemeinderäte gewesen sein. „Der hat sich vor einiger Zeit ein schlossähnliches Gebäude gebaut“, meint etwa SPD-Mann Friede schlechtgelaunt. Schon damals habe Fleck die Genehmigungsverfahren im Schnelldurchgang vorangetrieben und viele Bürger und Räte verärgert, auch der jetzige Zeitplan war knapp kalkuliert, im Juni machte Fleck sein Vorhaben erstmals bekannt. „Die Solaranlage war auch so ein Schnellschuss“, so Friede, „seine Rede war: Das ist geprüft, das müssen wir hinnehmen.“ So groß ist der Ärger über den örtlichen Sonnenkönig, dass viele in Adelsdorf sogar einen großflächigen Sandabbau den wesentlich bodenschonenderen Solarzellen vorziehen. Diese Nutzung ist für das Gebiet derzeit gesetzlich vorgesehen.

Auch im fernen Berlin beim Lobbyverband Solarwirtschaft hat man erkannt, dass die Investition nicht gerade diplomatisch abläuft. Beim Vorgängerverband BSI war Fleck noch selbst tonangebend, wenn man heute auf den Namen zu sprechen kommt, gibt es zwar keine offen bösen Worte. Aber ein „Kriterienkatalog für die naturverträgliche Errichtung von Photovoltaik-Freiflächenanlagen“ wird einem zugesandt. Darin steht, ein Investor solle ab Planungsbeginn intensiv mit den örtlichen Naturschutzbehörden zusammenarbeiten und die Öffentlichkeit über die gesetzlichen Vorgaben hinaus frühzeitig informieren. Und auch die Regierung von Mittelfranken, die für einen Teil der Genehmigungen zuständig gewesen wäre, kann sich einen belehrenden Unterton nicht ganz verkneifen. „Der Investor hat erkannt, dass das schwierig wird“, meint Sprecher Günther Kiermeier mit Blick auf die letzten Wochen, „es ist eben Teil unserer Demokratie, wenn die Bürger ihre Stimme erheben und so etwas verhindern.“

Sunset selbst wollte sich zu den Vorgängen überhaupt nicht mehr äußern. „Es ist gestorben“, war die einzige kurzfristige Antwort. MAX HÄGLER