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Archiv-Artikel

Zehnmal mehr Antifas als Nazis in Leipzig

Von Christian Worch in Leipzig angemeldeter Neonazi-Aufmarsch kommt wegen zahlreicher Proteste kaum voran

LEIPZIG dpa ■ Bei einem Neonazi-Aufmarsch in Leipzig ist es gestern zu Ausschreitungen der militanten Antifa-Szene gekommen. Entlang der Strecke wurden Barrikaden errichtet und Flaschen geworfen, Wertstoffcontainer und ein Polizeiwagen brannten. Ein Polizist wurde verletzt. Rund 2.000 Nazi-Gegner säumten die Strecke. Etwa 1.500 von ihnen stuften die Behörden als gewaltbereit ein. 131 Menschen wurden in Gewahrsam genommen, sagte ein Polizeisprecher. Es gab eine Festnahmen wegen Körperverletzung.

Der Polizei gelang es, einen unmittelbaren Zusammenstoß der Lager zu verhindern und die Ausschreitungen einzudämmen. Insgesamt waren rund 2.000 Beamte aus neun verschiedenen Bundesländern im Einsatz. An dem Neonazi-Aufmarsch des Hamburger Rechtsextremisten Christian Worch nahmen laut Polizei 209 Anhänger teil.

Ihnen stellten sich bei strömenden Regen weit mehr als 1.000 Menschen friedlich entgegen. Dazu gehörten die Pfarrer der Nikolaikirche, Christian Führer, und der Thomaskirche, Christian Wolff. Politiker, Parteien, Gewerkschaften und Künstler hatten zum friedlichem Protest gegen das Neonazitreffen unter dem Motto „Courage zeigen“ aufgerufen. Bei einem Friedensgebet in der Nikolaikirche warnte Pfarrer Christian Führer vor jeder Verniedlichung der „braunen Gefahr“.

Worch hatte wie in den vergangenen Jahren jeweils zum 1. Mai und 3. Oktober einen Aufzug mit etwa 150 bis 200 Teilnehmern angemeldet. Anders als in den Vorjahren war diesmal nicht der linksalternativ geprägte Leipziger Stadtteil Connewitz sein Ziel. Dort war es jeweils zu schweren Ausschreitungen gekommen.

Gestern stoppte der Marsch am Ostplatz und kehrte nach einer Kundgebung zum Bahnhof um. Das Oberverwaltungsgericht Bautzen hatte am Montag die Route bestätigt. Der Zug durch die Stadt verzögerte sich immer wieder durch spontane Protestkundgebungen und Sitzblockaden der Gegendemonstranten. Nach knapp fünf Stunden war der Aufzug beendet und die angereisten Worch-Anhänger verließen die Stadt. Die Polizei löste die Versammlungen der Gegendemonstranten auf.