: „Kein dröger Unterricht“
NS-ZEIT Das Internetportal „Spurensuche“ mit Infos über Bremen in den Jahren 1933 bis ’45 startet
■ ist Sozialpädagoge und einer der Entwickler des Projekts „Spurensuche“.
taz: Herr Mork, muss man mittlerweile ins Internet, um Jugendliche an das Thema NS-Zeit heran zu führen?
Michael Mork: Entstanden ist die Idee, nachdem wir auf die Informationssammlung von Willy Hundertmark gestoßen sind, der als einer der ersten Zeitzeugen in Bremen mit Jugendlichen gearbeitet hat. Die wollten wir veröffentlichen und dachten zunächst an ein Ringbuch. Allerdings ist uns schnell die Frage gekommen, ob das heute noch das richtige Medium ist. Jugendliche müssen bei solchen Themen selbst aktiv sein können.
Wie geht das bei dem Portal?
Bislang gibt es dort knapp 160 so genannte Spuren, Zeitzeugenberichte und Beiträge über Bremer Personen, Orte oder Ereignisse aus den Jahren 1933 bis 1945. Das Portal ist aber prozesshaft angelegt und soll weiterentwickelt werden. Die Nutzer können eigene Spuren hinzufügen, in Videos, Bildern oder Texten.
Was sind das für Spuren?
Wir haben zum Beispiel einen Bericht der Grundschule Mahndorf über ein Projekt mit Viertklässlern veröffentlicht. Die haben sich die Frage gestellt, was es mit den Baracken am Bahnhof Mahndorf auf sich hat, und dazu geforscht. Projekte wie dieses sind vorbildhaft – immerhin haben sich hier Grundschüler mit dem Thema beschäftigt!
Und Jugendliche, sind die des Themas überdrüssig?
Nein. Wenn es kein dröger Unterricht ist, Jugendliche eigene Fragen stellen und forschen können, kommt das viel näher an sie heran. Auch die Zusammenarbeit mit Zeitzeugen erreicht sie gut – allerdings werden die immer weniger. Deren Präsenz kann das Portal natürlich nicht ersetzen, aber zumindest dokumentieren. INT.: THA
Vorstellung und Vorträge, 13 Uhr, Weserhaus, Hinter der Mauer 5 Die Seite im Netz: www.spurensuche-bremen.de