„Er ließ die Firma ausbluten“

Vorwürfe gegen Jürgen Thumann vom Bundesverband der Deutschen Industrie

taz: Herr Trapp, der Spedition Dehnhardt droht die Zahlungsunfähigkeit. Sie gehört dem Präsidenten des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Jürgen Thumann. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

Peter Trapp: Wir als Betriebsrat haben uns selbst auf die Suche nach einem neuen Investor gemacht, aber wegen der hohen Kaufsumme bisher niemanden gefunden. Nun müssen wir wohl die offizielle Insolvenz abwarten.

Sie haben Herrn Thumann vorgeworfen, er habe sich nicht genügend um das Unternehmen gekümmert. Was hat er unterlassen?

Er hat die Spedition regelrecht ausbluten lassen. Zum Beispiel wurden die Fahrzeuge unserer Firma an die Thumann GmbH verkauft. Wir mussten dann hohe Leihgebühren zahlen, um die Fahrzeuge weiter nutzen zu können. Außerdem mussten wir für unsere zehn Werkshallen extrem viel Miete überweisen – das Grundstück gehört einer anderen Firma von Herrn Thumann.

Hatte Ihr Unternehmen gegen die Konkurrenz überhaupt noch eine Chance?

Die Auftragslage war eigentlich nicht schlecht. Aber das Management hat gravierende Fehler gemacht. Anstelle einer gründlichen Schadensanalyse der Firma wurde auf dem Rücken der Mitarbeiter saniert. Lohnkürzungen, Urlaubsverzicht und Entlassungen waren seit 2000 an der Tagesordnung. Trotzdem ging es weiter bergab.

Die ersten Insolvenzverhandlungen zwischen Ihnen und Herrn Thumann als Eigentümer sind gescheitert. Was fordern Sie?

Herr Thumann hat sich bereit erklärt, eine Auffanggesellschaft mit einer Million Euro auszustatten. Wir fordern aber zusätzlich Geld für die Qualifizierung unserer Mitarbeiter. Zum Beispiel, um unsere Fahrer fortzubilden. Sonst haben die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance.

INTERVIEW: MAIKE BRZOSKA