: Zu rechts selbst für die Rechten
Das „Negerkonglomerat“ als Beschreibung für die EU hätte man ihm normalerweise wohl durchgehen lassen. Doch Andreas Mölzer, bis Dienstag Spitzenkandidat der FPÖ für das Europaparlament, drohte die Chancen der österreichischen Rechtspopulisten bei der Europawahl zu torpedieren. Deswegen zog Parteichef Strache am Montag die Reißleine und Mölzer erklärte tags darauf, der „Vertrauensverlust“ innerhalb der Partei verhindere seine Kandidatur.
Mölzer, der die ultrarechte Wochenschrift Zur Zeit herausgibt, gilt als der Mann, der die Deutschnationalen bei der Stange hält. NS-Nostalgiker und schlagende Burschenschafter bilden den kleinen, aber soliden Kern der FPÖ-Klientel. Ihnen sprach Mölzer aus der Seele, als er im Februar die EU als Diktatur bezeichnete, im Vergleich zu der „das Dritte Reich wahrscheinlich formlos und liberal“ gewesen sei. Bei der Veranstaltung fiel auch der Ausdruck „Negerkonglomerat“, an den sich Mölzer zunächst nicht erinnern wollte. Erst ein Tonmitschnitt zwang ihn, Farbe zu bekennen.
Was ihn aber wahrscheinlich das Vertrauen des Parteichefs gekostet hat, liegt schon länger zurück. Unter dem Pseudonym „Dr. Seltsam“, das Mölzer zugeschrieben wird, wurde in Zur Zeit gegen den gebürtigen Wiener und FC-Bayern-Star David Alaba polemisiert, der „pechrabenschwarz“ sei. Die Stimmen der Jungwähler, für die Alaba ein Idol ist, aber braucht die FPÖ.
Mölzer, Historiker und Mitglied des Corps Vandalia Graz, kann man nicht vorwerfen, dass er sein Fähnlein nach dem Winde hängt. Als Jörg Haider, dessen Einflüsterer er lange gewesen war, 2005 die FPÖ verließ, um das ideologisch flexiblere Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) zu gründen, blieb der Kärntner Publizist bei der Mutterpartei. Im EU-Parlament verweigerte er 2005 als einziger Abgeordneter die Zustimmung zu einer Resolution gegen Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus.
Als Warner vor der „Umvolkung“ durch ungezügelte Zuwanderung hat er dem Land fünf reinrassige Kinder geschenkt. Die Chefredaktion seiner Wochenzeitung hat der 61-jährige studierte Historiker letztes Jahr an seinen Sohn Wendelin übergeben. RALF LEONHARD