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Archiv-Artikel

schaut sich in den Galerien von Berlin um

MEIKE JANSEN

Kunst im öffentlichen Raum – untertitelte die sechste Ausgabe von „Phantasma und Politik“, organisiert von Kunsthistoriker, -kritiker, Ausstellungsmacher und Dozent Helmuth Draxler sowie Christoph Gurk, Kurator Musik und Diskursprogramm am Hebbel am Ufer, die den „Begriff der Öffentlichkeit in einen zentralen Bezug zu politischer Kunst rückt“ (Infotext). Zuviel der Worte? Nach mehr als drei Stunden Wortprogramm in mehr oder weniger verständlichem Englisch, in dem der öffentliche Raum in Öffentlichkeit umgewidmet wurde: Ja! Kurator und Autor Simon Sheiks führte in den musealen White Cube, während Künstlerin Sarah Vanhee in geschlossene Wirtschaftszirkel drückte. Da blieb von Politik jenseits institutioneller Kritik nicht viel. Selbst Joanna Warzwa, die polnische All-Time-Favourites wie Pavel Althammer vorstellte, konnte zwar Neugier auf die kommende Manifesta in St. Petersburg wecken. Leider aber nur kurz, denn so zurückgenommen erschien ihr kuratorischer Ansatz, der auf eine diplomatische, letztendlich aber konfliktscheue Auseinandersetzung von Kunst und Politik setzt. Noch schnell im Nebensatz Pussy Riot gebasht, das war’s. Die Ablehnung der russischen Lady Punks war während der 7. Berlin Biennale schon offensichtlich, hatten sich Pussy Riot doch von den Chefideologen und Co-Kuratoren der BB7 Voina, mit denen sie einst gemeinsam arbeiteten, im Streit getrennt. Stellte sich Warsza unter Artur Zmijewski noch als moderat radikal dar, unter König könnte man sie als „Tussy Diplomatica“ bezeichnen. Ja, es war schon eine ärgerliche Veranstaltung, die nichts brachte, außer den alten Graben zwischen Institution und Aktivismus weiter aufzureissen. Wie ärgerlich! (nächste Ausgabe von „Phantasma und Politik“ im Juni) Mit diesen Erkenntnissen gilt dann auch das Babylon, wo am Freitag wieder Video at Midnight stattfindet, zweifelslos als öffentlicher Ort. Dazu: der Eintritt ist frei und gezeigt werden Werke von Anri Sala, der trotz der brillanten Unterstützung seiner Galerie Hauser & Wirth wohl als Aktivist der heiligen Ausstellungshallen bezeichnet werden kann. (Fr., 11. 4., 0 Uhr, Babylon, Rosa-Luxemburg-Platz) Wer tatsächlich Bedarf an Kunst im öffentlichen Raum hat, die konsequent wie experimentell auf urbane und soziale Räume abzielt, dem sei unbedingt ein Besuch der Galerie Thomas Schulte zu empfehlen, wo derzeit Filme des Architekten und Konzeptkünstlers Gordon Matta-Clark (geb. 1943, gest. 1978) zu sehen sind. Hier werden Häuser zersägt, filetiert und beschossen, ganz so, wie die Gesellschaft es erfordert. (bis 17. 5., Di–Sa 12–18 Uhr, Charlottenstr. 24)